"Als König verstand er sich als Stellvertreter Christi"

Historiker rühmen Heinrichs Sorge um das Wohl der Kirche. Was hat es damit auf sich?

Peter Aufgebauer: Als Kind seiner Zeit war Heinrich von einer tiefen Frömmigkeit geprägt. Er lebte in der damals verbreiteten Erwartung, dass das Jüngste Gericht unmittelbar bevorsteht. Als König verstand er sich als Stellvertreter Christi und sah sich dem Wohlergehen der Kirche verpflichtet. So hat er mehr als 60 Bischöfe ausgewählt und eingesetzt. Durch seine Personalpolitik hat er die Kirche gestärkt und seine eigene Herrschaft stabilisiert, denn Bischöfe waren damals zugleich weltliche Reichsfürsten. Nach heutigen Maßstäben ist es dabei natürlich nicht nur christlich zugegangen. Viele Historiker sehen in Heinrich auch einen skrupellosen Machtmenschen.

Auch als Missionar war Heinrich nicht zimperlich.

Das Christentum zu verbreiten, notfalls auch mit dem Schwert, wurde in der Zeit um 1000 von einem guten Herrscher erwartet. Dabei berief man sich auf den sogenannten Missionsbefehl am Ende des Matthäus-Evangeliums: "Gehet hin und machet zu Jüngern alle Völker." Entsprechenden Druck übte Heinrich daher auf die heidnischen Slawen aus, die noch vereinzelt im Gebiet des von ihm gegründeten Bistums Bamberg lebten.

"Ein Heiliger, wie wir ihn uns vorstellen, war Heinrich sicher nicht"

Warum wurde er rund 120 Jahre nach seinem Tod heiliggesprochen?

Ein Heiliger, wie wir ihn uns vorstellen, war Heinrich sicher nicht. Seine Aufnahme in den Kreis der Heiligen geschah auf Betreiben Bamberger Kleriker, um das Bistum zu stärken. Dabei half, dass Heinrich den Bamberger Dom aus eigenen Mitteln gestiftet hatte, was als besonders fromme Tat galt. Zudem entstand die fromme Legende, er und seine Frau Kunigunde hätten eine sogenannte Josefsehe geführt, weil sie keine Kinder hatten. Der wahre Grund ist vermutlich biologisches Pech. Absichtlich kinderlos zu bleiben, hätte der Logik der Königsherrschaft ganz und gar widersprochen.

Das Stichwort: Kaiser Heinrich II.

Heinrich II. war der letzte deutsche König aus der sächsischen Dynastie der Liudolfinger, die auch Ottonen genannt wurden. Er wurde um 973 als Sohn des Bayernherzogs Heinrich II., "der Zänker", in Abbach bei Regensburg geboren. Einige Quellen nennen auch Hildesheim als Geburtsort. 1002 wurde er in Aachen zum deutschen König gekrönt, zwölf Jahre später in Rom zum römischen Kaiser. Sein Herrschaftsgebiet reichte damals bis nach Italien.

Heinrich festigte das sogenannte ottonische Reichskirchensystem des Frühmittelalters, indem er die Bistümer und Klöster des Heiligen Römischen Reiches enger an die Königsherrschaft band. Teilweise gegen heftigen Widerstand setzte er 62 Bischöfe ein.

Eine dauerhafte Herausforderung während Heinrichs Regierungszeit war die Stabilisierung des Reiches im Osten. Sein langer Krieg gegen Polen von 1007 bis 1018 missfiel kirchlichen Kreisen, weil sich der König hierfür mit den heidnischen Liutizen verbündete. Indes legte er mit der Gründung des Bistums Bamberg im Jahr 1007 die Grundlagen für die Slawenmission in der Region.

Mit seiner Frau Kunigunde wurde zum ersten Mal in der Geschichte des Heiligen Römischen Reichs eine Königin gekrönt. Auf ihre bedeutungsvolle Mitherrschaft lassen königliche Urkunden schließen, in denen sie als Vermittlerin genannt wird. In Bamberg wird Heinrich bis heute verehrt: Heinrich gründete das Bistum und stiftete den Dom.

Die Ehe des Königspaares blieb kinderlos, was der Heiligenlegende zufolge auf das keusche und heiligmäßige Leben der beiden hinweist. Heinrich starb am 13. Juli 1024 in der Pfalz Grone in Göttingen. 1146 wurde er heiliggesprochen, im Jahr 1200 seine Frau. Heinrich und Kunigunde ruhen in einem marmornen Hochgrab im Bamberger Dom, das um das Jahr 1500 von Tilman Riemenschneider geschaffen wurde.

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