Therese von Sachsen-Hildburghausen: In aller Kürze

1792: Geboren in Hildburghausen
1810: Hochzeit mit dem bayrischen Kronprinzen Ludwig
1825: Königin von Bayern
1848: Ex-Königin nach dem unfreiwilligen Rücktritt ihres Mannes
1854: Gestorben in München

"Nun entscheide, theurer Ludwig, überzeugt seyend, daß Dein Ausspruch mir Gesetz!"

So oder so ähnlich klingt es in vielen Briefen Thereses. Pflichtbewusstsein, Sanftmut, Bescheidenheit und Keuschheit: Das waren die Pfeiler für ein tugendhaftes Leben, das die Frauen führen sollten, in völliger Unterordnung unter den Willen des Ehemannes. Nur in einem Punkt gab sie nicht nach, selbst als Ludwig drohte, die Hochzeit platzen zu lassen: als er verlangte, sie solle den protestantischen Glauben aufgeben und katholisch werden. Ihrem Glauben blieb sie, trotz wiederholter Versuche ihres Mannes, bis zu ihrem Tod treu. 

"Es ist nicht die Krone, an welcher mein Herz gehangen, … doch über allen Ausdruck theuer, war mir der Name Landesmutter, wonnig das Gefühl, Mutter eines Volkes zu seyn, mit dem mein ganzes Herz verwachsen ist."

Das schrieb Therese 1848, als sie nicht mehr Königin war, an ihren Sohn Otto. Therese sah ihre Hauptaufgabe in sozialem Engagement. Nachdem Bayern sich im Winter 1813 den Befreiungskriegen gegen Napoleon angeschlossen hatte, engagierte sie sich im Salzburger Frauenverein, in dem Socken und Filzschuhe für die Soldaten angefertigt, Geld- und Sachspenden eingesammelt und über Therese an die Front geschickt wurden. Auf Bitten der Frauen übernahm sie den Vorsitz des Vereins.

Auch als Königin übernahm sie verschiedene Protektorate über soziale Einrichtungen, zum Beispiel über die "Kinderbewahranstalten" der ungarischen Gräfin Korompa, in denen Kinder aus armen Familien aufgenommen und erzogen werden und auch die Grundlagen des Lesens und Schreibens lernen konnten.

Gebot der Nächstenliebe an erster Stelle

Therese bestand aber darauf, dass Kinder beider christlicher Konfessionen aufgenommen wurden. Sie kümmerte sich um die vielen Bittgesuche von Bürgern und besuchte Wohltätigkeitskonzerte, denen sie nicht nur durch eine Spende, sondern vor allem durch ihr Erscheinen als Königin die nötige Aufmerksamkeit verschaffte und so zu mehr Einnahmen verhalf. Für sie war es ein Gebot der christlichen Nächstenliebe, dass die Reichen den Armen helfen mussten.

"Ich bin es meiner Frauenehre schuldig – die mir teurer als das Leben – diejenige, welcher Du eine Standeserhöhung verliehest, nie – unter keiner Bedingung – von Angesicht zu Angesicht zu sehen!" 

Jahrzehntelang hatte sie seine wechselnden Liebschaften ertragen, die er in aller Öffentlichkeit auslebte. Ende 1846 aber verliebte Ludwig sich in die Tänzerin Lola Montez, die er zur Gräfin machte und von Therese verlangte, seine Geliebte durch einen Empfang hoffähig zu machen. Lolas Plan ging aber noch weiter: "Sie (Therese) ist Königin, aber ich regiere." Und so benahm Lola sich auch. Sie provozierte, ignorierte Gesetze und kam straffrei davon, während jeder, der dagegen protestierte, bestraft wurde. 

Sogar die Kirche rät ihr zur Scheidung

In der Bevölkerung war seit Jahren die Unzufriedenheit mit dem König gewachsen. Während Ludwig für den Erwerb von antiken Kunstwerken, dem Errichten von repräsentativen Bauwerken und seine Geliebten horrende Summen ausgab, erließ er für alle anderen Bereiche strenge Sparvorschriften, immer wieder wurden auch die Preise für Lebensmittel drastisch erhöht. Hinzu kam, dass das persönliche Ansehen des Königs auf dem Tiefpunkt war: Ein König im katholischen Bayern, der sich fromm gab, aber alle moralischen Gebote mit Füßen trat, der seine Frau demütigte, dessen Verhalten über die Landesgrenze hinaus zum europaweiten Skandal wurde, so einen König wollte das Volk nicht mehr. 

Sogar von kirchlicher Seite wurde Therese zur Scheidung geraten. Das aber kam für sie nicht infrage. Stattdessen weigerte sie sich standhaft, Lola zu empfangen und ging darüber hinaus in den passiven Widerstand, kämpfte mit den Mitteln, die ihr die Stellung als Königin in die Hand gab. Sie boykottierte Veranstaltungen, setzte Ludwig bewusst Peinlichkeiten aus und zog die übrige Gesellschaft mit.  

Therese stellt sich ihrem Mann in den Weg

Nach erneuten Preiserhöhungen im Februar 1848 und dem Bekanntwerden von Lolas Prahlerei: "Es stehen nur zwei Augen zwischen mir und dem Thron", verbunden mit Morddrohungen gegen die Königin, kam es zu den bislang heftigsten Aufständen. Die Menschen verlangten die Ausweisung Lolas, Ludwig ließ Soldaten in München einrücken, eine blutige Auseinandersetzung schien unvermeidlich. Da entschied sich Therese zur direkten Konfrontation mit ihrem Mann.

In derselben Nacht noch schrieb Ludwig an Lola, dass sie das Land verlassen müsse. Die Königin habe "ihr Land vor einer großen Katastrophe bewahrt", schrieb der preußische Botschafter.  Einige Wochen später trat er zugunsten seines Sohnes zurück. Therese verbrachte die Jahre bis zu ihrem Tod 1854 aus der Öffentlichkeit zurückgezogen im Kreise ihrer Kinder und Enkel. 

Weitere Informationen zu Therese von Sachsen-Hildburghausen

Sie möchten mehr über Therese von Sachsen-Hildburghausen erfahren?

Literatur: Hier gelangen Sie zum Buch über Therese von Carolin Philipps (Carolin Philipps. Therese von Bayern. Eine Königin zwischen Liebe, Pflicht und Widerstand. Piper 2017) 

Audio: "12.10.1810: Therese von Sachsen-Hildburghausen und der bayerische Kronprinz" in ARD, Das Kalenderblatt vom 12.10.2022.

Video: "Prinzessin Therese von Bayern - Führung durch die Bayerische Landesausstellung 2021" auf dem Kanal des Hauses der Bayerischen Geschichte auf YouTube.

Weitere Informationen über Therese gibt es auch bei der Theresien Gesellschaft Hildburghausen auf Facebook.

"Rebellinnen": Die Ausstellung über starke Frauen

Dieser Text ist Teil der Wanderausstellung "Rebellinnen". Sie stellt Frauen aus dem deutschsprachigen Raum vor, die für ihre Überzeugungen und Rechte kämpften, die Gesellschaft prägten, sie verändern wollten.

Als Medienpartner von "Rebellinnen" veröffentlicht sonntagsblatt.de Porträts und weiterführende Informationen zu allen Frauen, die in der Ausstellung gezeigt werden.

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