Am Himmel erscheint gleißend ein Kreuz. Eine Stimme ruft: "In diesem Zeichen wirst du siegen." Diesen Traum, so geht die Legende, träumt Konstantin (ca. 272-337) kurz vor dem 28. Oktober 312. Ein Schicksalstag für den späteren römischen Kaiser: An diesem Tag besiegt er vor den Toren Roms seinen Thronrivalen Maxentius. Diese Schlacht an der Milvischen Brücke ist eine wichtige Station auf dem Weg Konstantins zur Alleinherrschaft im römischen Imperium.

"Er war der erste Christ auf dem römischen Kaiserthron", sagt der Bamberger Historiker und Konstantin-Biograf Hartwin Brandt. Einen echten Wendepunkt hin zum christlichen Gott gibt es in Konstantins Leben wohl nicht, "auch wenn die Schlacht an der Milvischen Brücke eine wichtige Rolle spielte", sagt Brandt. "Sein innerer Glaube ist natürlich nicht absolut sicher zu ermitteln, aber ich bin der Meinung, dass er ab 312 eine Neigung zum Christentum entwickelte."

Konstantin gab der Kirche eine Machtposition 

Und damit sollte auch der Glaube der lange verfolgten Christen Anerkennung im Römischen Reich erfahren: Im Jahr 313 trifft Konstantin mit seinem Damals-noch-Mitkaiser Licinius die Mailänder Vereinbarung, die allen Religionen im Reich Glaubensfreiheit gewährt. Somit ist das Christentum den anderen Kulten gleichgestellt.

Mit Konstantin beginnt jene Verbindung von Kirche und weltlicher Macht, die den Rest der Antike sowie das gesamte Mittelalter prägte. Konstantin räumt der Kirche eine Machtposition ein, indem er Bischöfe zu Richtern ernennt oder ihr Eigentum zurückerstatten lässt, das während der vorangegangenen Christenverfolgungen enteignet wurde. Er führt auch den arbeitsfreien Sonntag ein.

Konstantin räumte Juden Rechte ein 

Auf den römischen Kaiser geht außerdem der erste urkundliche Nachweis jüdischen Lebens in Mitteleuropa zurück: Am 11. Dezember 321 hatte Konstantin die Stadtoberen in Köln per Edikt angewiesen, Juden Bürgerrechte einzuräumen.

Wann genau er im heutigen Nis in Serbien geboren wurde, ist unbekannt. Gesichert scheint der 27. Februar als Geburtstag, am wahrscheinlichsten zwischen den Jahren 272 und 275 - also vor rund 1.750 Jahren. Er entsprang einer Romanze eines römischen Offiziers mit einer Frau, deren Herkunft nicht sicher ist, möglicherweise einer Magd.

Konstantins Karriere verlief steil - aber auch brutal 

Eigentlich schlechte Voraussetzungen für einen Aufstieg, aber Konstantins Vater heiratete schließlich eine Stieftochter des Kaisers und wurde selbst Junior-, später Seniorkaiser. Nach dessen Tod im Jahr 306 riefen seine Soldaten Konstantin zum Nachfolger aus.

Den Anspruch auf diesen Titel musste Konstantin aber erst gegen Konkurrenten durchsetzen. Nach dem Sieg an der Milvischen Brücke über Maxentius beherrschte er den Westen des römischen Imperiums, 324 besiegte er den Mitkaiser Licinius und herrschte nun allein.

Dabei ging er - ebenso wie seine Rivalen - brutal vor. Er ließ beispielsweise Licinius und dessen Sohn töten, obwohl er versprochen hatte, ihre Leben zu schonen. Auch seinen Sohn und seine Frau ließ Konstantin aus heute unbekannten Gründen ermorden.

Der Kaiser hielt Gottesdienste 

Im Kontrast zu dieser Brutalität steht Konstantins mutmaßlicher christlicher Glaube. Ob er wirklich Christ war, war lange umstritten, aber mittlerweile glaubt die Forschung das überwiegend. Auch der Saarbrücker Historiker Heinrich Schlange-Schöningen geht vom christlichen Glauben des Herrschers aus: "Konstantin hat Gottesdienste gehalten und gepredigt."

In Briefen an Geistliche gab Konstantin sich als guter Christ. In anderen hingegen trat er als traditioneller römischer Kaiser auf. Bis 325 ließ er Münzen für den Sonnengott Sol prägen und in Byzanz - dem späteren Konstantinopel und heutigen Istanbul - heidnische Tempel errichten.

Mit dieser Mehrgleisigkeit unterschied sich Konstantin allerdings nicht von vielen Christen seiner Zeit. Zudem habe er auch die nichtchristlichen Untertanen seines Reichs im Blick haben müssen, erläutert Schlange-Schöningen: "Als Kaiser war er ja qua Amt auch oberster Priester der heidnischen Götter."

Konstantins posthume Wirkung war groß 

Theologisch habe Konstantin sich kundig geäußert, sagt der Saarbrücker Forscher. Zum Beispiel im Konzil von Nicäa im Jahr 325, als es unter Konstantins Vorsitz um den sogenannten Arianischen Streit ging: Die Arianer glauben, dass Jesus nicht göttlich gewesen sei. Konstantin entschied den Streit schließlich. Er verwarf die arianische Lehre und drohte Abweichlern mit Sanktionen.

"Konstantin hat als Person eine gewaltige Wirkung entfaltet", bilanziert der Bamberger Historiker Brandt, "er hat entscheidende Weichen gestellt." Die Nachwelt verleiht Konstantin den Ehrentitel "der Große", die Ostkirche nimmt ihn in die Reihen ihrer Heiligen auf.

Die Taufe empfing Konstantin erst kurz vor seinem Tod. Das freilich war zu jener Zeit nicht ungewöhnlich. "Man wollte in weißen Gewändern vor den Herrn treten", erklärt Brandt. Damals glaubte man, dass mit der Taufe zwar alle Sünde getilgt sei, aber man danach auf gar keinen Fall mehr sündigen dürfe. Wer sich also erst auf dem Sterbebett taufen ließ, musste auf eine kleine Sünde hier und da im Leben nicht verzichten.