Mit ihrer Foto-Serie "Portraits of Consolation" hat Anne Ackermann den Lagois-Fotopreis 2021 zum Thema "Gesichter der Nächstenliebe" gewonnen. Bei der Preisverleihung am Mittwoch auf der Messe ConSozial in Nürnberg würdigte der evangelische Regionalbischof für München und Oberbayern, Christian Kopp, ihre herausragende Arbeit.
Die Bilderserie von Ackermann kombiniert Porträtfotos mit Naturbetrachtungen:
"Auf der einen Seite sind Menschen, eine Tänzerin im Sprung, zwei Kinder in inniger Umarmung. In einem zweiten Bild erzählt die Fotografin mit Zitaten aus der Natur von Wundern und der Hoffnung, die zu den Abgebildeten gehört", sagte Kopp, der auch Schirmherr des Wettbewerbs ist.
Ackermann könne diese Geschichten erzählen, weil sie während des Corona-Lockdowns auf Menschen zugegangen sei und zugehört habe, was ihnen in der Isoliertheit Kraft und Trost schenkt.
Der Förderpreis geht an Thomas Lohnes
Seit der Flutkatastrophe vom 14. Juli 2021 begleitet Thomas Lohnes die solidarischen Hilfsaktionen im Ahrtal. Daniel Wagner vom Diakonischen Werk Bayern betonte in seiner Laudatio:
"Die Qualität seiner Beiträge zeigt sich in den Bildern, die die ‘kleinen Momente’ einfangen."
Solche Aufnahmen könnten nur entstehen, wenn man sich selbst die Zeit nimmt und den Portraitierten auch ihre Zeit lässt, so Wagner.
Eine Belobigung sprach die Jury des Lagois-Fotowettbewerbs 2021 für zwei weitere Fotoreportagen aus. Marlene Altenmüller von der Evangelischen Jugend in Bayern sagte, Anna Maria Blümcke aus Hannover habe mit einfühlsamen Bildern das Leben auf dem "Gut Adolphshof" in Lehrte bei Hannover geschildert, auf dem neben den Beschäftigten des landwirtschaftlichen Betriebs auch rund vierzig Menschen mit Behinderung leben.
Domenic Driessen aus Dortmund widmete sich in "Hotel INNdepence" Menschen ohne Wohnsitz, die während der Pandemie von einem Hotel in Mainz aufgenommen wurden. Seine Fotografien seien ehrlich, ohne aufgesetzt zu wirken, und lenkten den Blick auf Wertschätzung und Menschlichkeit.
Den Nachwuchs-Preis erhalten fünf Fotoreihen
"Die Fotografinnen haben eindrucksvoll die vielen Facetten des Themas aufgezeigt", sagten Melanie Ott und Malte Scholz von der Evangelischen Jugend in Bayern bei der Preisverleihung. Ihre Fotos sprächen die Sprache der Jugend und zeigten ihren Blick auf Nächstenliebe.
Therese Kietzmann aus Schwerin gebe mit ihren Bildern obdachlosen Menschen ein Gesicht. Sie begleitete die Barber Angels Brotherhood, Friseure, die Obdachlosen auf der Straße die Haare schneiden.
Lena Reese mache scheinbar normale Handlungen mit ihren Bildern zu etwas Besonderem. Sie zeigt, wie ihre Freunde Nächstenliebe praktizieren, etwa beim Blutspenden, Gebärdensprache lernen oder Einkaufen für andere.
Angelina Schlosser aus Straubing greife mit ihren Bildern die Grundfragen von Nähe und Distanz zwischen den Generationen auf. Sie fotografierte ihre Besuche bei ihrer Oma während der Pandemie.
Pia Pascale Heer aus Stuttgart enttabuisiere das Thema Behinderung und stelle Fürsorge, Vertrauen und Geborgenheit ins Zentrum. Die Fotoserie "KIMI" zeigt den Alltag mit ihrer behinderten Schwester.
Clara Lucie Stöhr und Nadine Waibl aus München erzählten eindrücklich, wie die Helfenden vom "EssensAusgabeMontag" zupacken und für andere im Stadtviertel da sind. Sie begleiteten das Projekt der Versöhnungskirche zur Unterstützung von Bedürftigen während des Lockdowns.
EPV-Direktor Roland Gertz zur Aktualität des Themas
Der Lagois-Fotowettbewerb wird seit 2008 alle zwei Jahre vom Evangelischen Presseverband für Bayern (EPV) vergeben. Der Direktor des Medienhauses, Roland Gertz, unterstrich in seinem Grußwort bei der Preisverleihung die Brisanz des Wettbewerbsthemas.
"Was brauchen wir mehr als Menschen, die nicht nur von Nächstenliebe reden oder predigen, sondern Nächstenliebe praktizieren – im Großen wie im Kleinen?", so der Theologe Gertz.
Gesichter der Nächstenliebe, das seien in Zeiten der Corona-Pandemie "Menschen, die sich mit großen Engagement dafür einsetzen, dass in unserem Land die Schwachen und sozial Benachteiligten nicht unter den Tisch fallen und vergessen werden;
Menschen, die leidenschaftlich dafür kämpfen, dass mit großem Tempo etwas wirklich vorangeht beim Klimaschutz in unserem Land;
Menschen, die sich nun endlich impfen lassen und sich nicht selbstbezogen allen Argumenten entziehen, sondern das Wohl aller im Auge haben: das Wohl der erschöpften Pflegekräfte und Ärzt*innen in den Krankenhäusern, das Wohl der Notfallpatient*innen, die keinen Platz finden, weil die Intensivstationen überlaufen mit ungeimpften Corona-Kranken, das Wohl der Kinder und aller anderen Menschen, die sich aus medizinischen Gründen nicht durch Impfung selbst schützen können."
Die prämierten Fotoreportagen des Lagois-Wettbewerbs 2021 zeigten, dass wir an ganz vielen Orten jetzt schon reichlich gesegnet sind mit "Gesichtern der Nächstenliebe".
Ausstellungseröffnung "Gesichter der Nächstenliebe"
Am Lagois-Fotowettbewerb 2021 "Gesichter der Nächstenliebe" nahmen mehr als 100 Fotografinnen und Fotografen teil. Die gleichnamige Ausstellung wurde im Anschluss an die Preisverleihung eröffnet und kann von Interessenten in ganz Deutschland ausgeliehen werden.
Kooperationspartner des Wettbewerbs sind die Evangelische Jugend in Bayern (ejb), das Diakonische Werk Bayern, die Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern (ELKB) und die ConSozial. Medienpartner sind die Druckerei Pigture und das Sonntagsblatt.
Der Lagois-Fotowettbewerb des Evangelischen Presseverbands für Bayern wird seit 2008 alle zwei Jahre verliehen und fördert die Bildberichterstattung zu den Themen Sozialpolitik, Gesellschaft, Kultur und Religion. Er ist der größte evangelische Fotopreis im deutschsprachigen Raum.