Herr Fackler, wie stehen Sie grundsätzlich zum Begriff "Heimatmuseum"? Mancherorts wird überlegt, den Namen zu ändern. Zum Beispiel in "Geschichtsmuseum". Wäre das aus Ihrer Sicht sinnvoll?

Fackler: Allein der Begriff "Geschichtsmuseum" macht die Sache nicht unbedingt spannender. Das Problem besteht darin, dass sich Heimatmuseen häufig mit Themen beschäftigen, die lange zurückliegen. Um attraktiv zu sein, ist es wichtig, Gegenwarts- und Lebensweltbezüge herzustellen. Nehmen wir zum Beispiel das Thema "Wäsche waschen". Man kann aufzeigen, wie früher ohne Waschmaschine und Trockner Wäsche gewaschen wurde.

Dann hängt man in der Geschichtsfalle drin. Interessant wäre es, im Museum zugleich darzustellen, wie unterschiedliche Menschen heute Wäsche waschen. Es geht also nicht unbedingt um Begriffe. Man kann vor Ort zum Schluss kommen, dass es gute Gründe gibt, den Begriff "Heimatmuseum" beizubehalten. Wichtig wäre es auf jeden Fall, zu signalisieren, dass "Heimat" viele Gesichter hat.

Heimat ist ein Begriff, der heute das Potenzial hat, zu spalten. Kritiker denken sofort an "Tümelei" und distanzieren sich. Man möchte weltoffen und international sein. Auf der anderen Seite wächst das Verlangen nach Heimatverbundenheit in einer immer undurchschaubareren Welt. Beißt sich beides?

Jeder Begriff macht eine Geschichte durch. Der Begriff "Heimat" hat in Deutschland eine äußerst schwierige Geschichte. Er wurde im Dritten Reich missbraucht. Im Zuge der Globalisierung erleben wir nun wieder eine Renaissance.

Die Frage ist, was man unter "Heimat" versteht. Nach wie vor existiert ein konservatives Verständnis von "Heimat", das andere Menschen ausgrenzt. Das erweiterte Verständnis von "Heimat" allerdings meint alle Menschen, für die jener Ort, an dem sie wohnen, Heimat ist. Dieses Verständnis grenzt also niemanden aus, sondern schließt alle ein.

Sie plädieren dafür, dass man Heimatmuseen "gesellschaftlich relevant denken" sollte. Das klingt erst mal rätselhaft. Was verstehen Sie darunter?

Es geht darum, dass ehrenamtlich geführte Museen für ein breiteres Publikum relevant werden, und es geht um einen Demokratisierungsprozess. Es wäre schön, wenn sich das Bewusstsein durchsetzen würde, dass es viele Perspektiven auf "Heimat" gibt. Aber auch das Verständnis von "Museum" muss sich wandeln.

Ein Museum muss heute mehr sein als ein Ort, in dem Ausstellungen gezeigt werden. Ein Museum muss, um relevant zu bleiben, eine Art soziokulturelles Zentrum mit künstlerischen und kulturellen Aktivitäten sein. Als ein Positivbeispiel stellen wir bei unserem Symposium das Heimatmuseum in Ebern im unterfränkischen Landkreis Haßberge vor.

Positiv ist allein die Tatsache, dass das Museum von einem Bürgerverein getragen wird. Dadurch ist es breiter aufgestellt, als gäbe es nur einen reinen Museumsverein.

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