Die Tradition des Faschings, Karnevals oder der Fastnacht hat ihre Wurzeln sowohl in heidnischen Bräuchen als auch in christlichen Traditionen und hat sich im Laufe der Jahrhunderte stark gewandelt.
Wir erklären euch, wie sich das Fest entwickelt hat. Warum es drei verschiedene Namen dafür gibt, lest ihr hier.
Ursprünge vom Mittelalter bis in die Neuzeit
Schon in der Antike gab es ausgelassene Feste wie die römischen Saturnalien oder die germanischen Winteraustreibungen, bei denen soziale Hierarchien auf den Kopf gestellt wurden. Mit der fortschreitenden Christianisierung Europas passten sich viele dieser Bräuche dem Kirchenjahr an. Der Fasching wurde zur letzten Gelegenheit, vor der 40-tägigen Fastenzeit bis Ostern ausgelassen zu feiern.
Im Mittelalter gewann der Karneval vor allem in Städten wie Köln, Mainz oder im schweizerischen Basel an Bedeutung. Neben Maskenumzügen und derber Volksbelustigung diente er auch der humorvollen Kritik an der Obrigkeit. Bei den Karnevalsumzügen in einigen Hochburgen findet man bis heute teilweise scharfe Kritik an Politiker*innen.
In der Frühen Neuzeit entwickelte sich die Fastnacht an vielen Höfen zu einem elitären Vergnügen mit aufwendigen Maskenbällen nach venezianischem Vorbild. Gleichzeitig blieben volkstümliche Elemente wie der Narrenspiegel, in dem die Gesellschaft satirisch aufs Korn genommen wurde, erhalten.
19. Jahrhundert: Der organisierte Karneval entsteht
Mit der Französischen Revolution und den Napoleonischen Kriegen wurde das bunte Treiben vorübergehend unterdrückt. Die Revolutionäre sahen im Karneval ein Fest, das eng mit der alten Ordnung, dem Ancien Régime, und der Kirche verbunden war.
Doch im 19. Jahrhundert erlebte der Karneval eine Wiedergeburt - diesmal in geordneteren Bahnen. In Städten wie Köln entstanden Karnevalskomitees, die die Umzüge strukturierten und Rituale wie die Inthronisierung des Karnevalsprinzen etablierten.
20. Jahrhundert: Wandel und Kommerzialisierung
Während der beiden Weltkriege fiel der Fasching vielerorts aus oder wurde stark eingeschränkt. In der Nachkriegszeit wurde er zum Symbol für Lebensfreude und Neuanfang. Ab den 1950er-Jahren trug das Fernsehen dazu bei, den Karneval überregional bekannt zu machen, etwa durch die Kölner "Prunksitzungen".
Mit der Zeit wurde der Karneval kommerzieller, große Unternehmen sponserten Umzüge, und die Narrenkultur wurde teilweise zum Massenspektakel.
Gleichzeitig entwickelten sich aber auch neue Strömungen: Neben der traditionellen Fastnacht gibt es heute alternative Karnevalsformen, die sich bewusst von Kommerz und Klischees abgrenzen.
Heute: Zwischen Tradition und Moderne
Die Fastnacht ist heute ein hybrides Phänomen: In den Hochburgen bleibt er fest im kulturellen Kalender verankert, während er in anderen Regionen an Bedeutung verliert oder in neuer Form – etwa als politischer Straßenkarneval wie der "Karneval der Kulturen" – wiederbelebt wird.
Zudem prägt eine zunehmende Internationalisierung das Bild, mit Einflüssen aus dem brasilianischen Karneval oder Mardi Gras aus den USA.
Verwendete Quellen
Johannes Grabmayer (Hrsg.): Das Königreich der Narren. Fasching im Mittelalter (Schriftenreihe der Akademie Friesach. N.F. 1). Klagenfurt 2009.
Florens Christian Rang: Historische Psychologie des Karnevals. Hrsg. von Lorenz Jäger. Brinkmann u. Bose, Berlin 1983.
Dietz-Rüdiger Moser: Fastnacht, Fasching, Karneval. Das Fest der "verkehrten Welt". Edition Kaleidoskop, Graz 1986.
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