Was verbindet Kunst mit Technologie? Wie können sich Kunst, KI und Kommerz gegenseitig befruchten? Das waren die Fragen der Tagung "Arttech", die am Donnerstag in München stattfand. Eingeladen hatte die Schweizer Stiftung in Kooperation mit dem XR Hub Bavaria der "Medien.Bayern".

Künstler*innen sind seit jeher gute Trendscouts für neue Technologien. Sie erproben diese und testen auch die Grenzen, was dann wiederum den Unternehmen helfen könnte, ihr Produkt besser zu verkaufen. Dennoch erkennen nur wenige Unternehmen, dass sie davon profitieren könnten, die Kunst besser zu unterstützen.

Unter anderem deshalb bot die Konferenz ein Feuerwerk an Ideen und Panels an – wohltuend divers und bunt, wie es sonst nur selten in dieser Branche zu sehen ist.

Gleich zum Auftakt machte Mads Damsbo aus Dänemark deutlich, wie sehr Künstliche Intelligenz und Kunst einander bereichern können. Er hat einen Kinofilm produziert, der ausschließlich mithilfe von KI erstellt wurde – angefangen von der Story über die Settings vor Ort, die Dialoge oder sogar die Moodboards und Schnitte. "About a Hero" erkundet die Grenzen des Genres und fragt, welche Rolle der Mensch künftig noch in der Kunst haben wird.

"Es wird sich durch KI eine neue Sprache des Kinos entwickeln", ist Mads überzeugt.

Und was hat das mit Kommerz zu tun? Aus dem Projekt entstand ein KI-Tool, mit dem sehr gezielt Filmszenen recherchiert werden können. Mads machte sich mit seinem Projekt selbständig – und bietet nun KI-Lösungen für die Filmproducer an.

Wie Künstler*innen die Grenzen von KI erforschen

Auf der Tagung präsentierten sich etliche Künstler*innen, die die Grenzen der Technologie erforschen. Flavia Mazzanti ist eine der Gründerinnen von Immerea, einer Agentur für die Entwicklung von Virtual-Reality-Welten.

Sie entwickelte ein VR-Spiel für Menschen mit Sehschwäche – und zählt inzwischen zu den "30 Under 30 Europe" für den Bereich Sport und Games.

Anne Wichmann zeigte ihr Projekt "You are Butifl" – eine interaktive Performance, die sich mit dem Bias von Grafiken bei KI-Anwendungen beschäftigt. "Wer mit KI ein Porträt einer ungeschmninkten Frau über 50 produzieren möchte, wird keine gute Antwort erhalten", resümiert sie ihre Erfahrungen.

Die multimediale Dokumentation "Library of Dreams" erforscht, wie Träume unser Leben prägen. Ausgehend von dem Buch "Third Reich of Dreams" wird untersucht, wie Träume in Nationalsozialismus, der UdSSR und im modernen Russland die Zensur überwinden oder von Schmerzen und Albträumen berichten. Das Projekt sammelt Träume und will ein Universum schaffen – mit VR-Brillen, analogen Vitrinen oder Projektionen.

Der Umgang mit VR-Brillen ist für die meisten Künstler*innen eine Herausforderung: So funktioniert deren Einsatz dann am besten, wenn die Nutzung in ein eigenes Universum integriert wird. "Ich muss überlegen, wie ich den Nutzer in die Stimmung bringe, ihn dann in die digitale Welt hole und auch wieder hinausführe", erklärt einer der Experten der Tagung.

Nicole Popst löst dieses Problem, indem sie bei ihren Events gleich mehrere Technologien verbindet: So können die Gäste tanzen, Videos anschauen, eine VR-Brille aufziehen und zugleich am Geschehen partizipieren.

Startups verbinden Kunst, Technologie und Geschäftsmodell

Spannend wurde es für die Gäste beim nächsten Programmpunkt: Startups aus dem Kunst- und Kulturbereich konnten sich bei einem 3-minütigen Pitch präsentieren. Die Startups sind auf der Suche nach Geldgebern oder wollen ihre Idee einer breiten Öffentlichkeit bekannt machen. Die Gäste durften abstimmen und den besten Pitch prämieren.

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