Das Wasser hatte es Mulo Francel von Anfang an angetan. Der Kopf des 1996 gegründeten Akustik-Quartetts "Quadro Nuevo" war schon mehrmals mit seiner Band auf der schwimmenden Bühne im Alten Hafen Würzburg zu Gast und hat im vergangenen Vierteljahrhundert tausende Konzerte gespielt. Die einmalige Atmosphäre aber mit der vom Oval des Heizkraftwerks überdachten Steintribüne vor ihm, die Reben der Weinberge am Horizont hinter ihm und natürlich das Nass unter ihm verzauberten den Vollblutmusiker am Montag beim Gastspiel in Würzburg wiederholt aufs Neue.
Es sind vorwiegend Musikweltreisende wie er, die in den drei Wochen des Hafensommers am Alten Hafen neben dem Kulturspeicher aufschlagen und sich von dem Ambiente verzaubern lassen. Immer wieder spielt das Wasser eine Rolle in den Ansagen des Saxophonisten und Gründungsmitglied der ungewöhnlichen Truppe, die schon so viel gemacht hat: Gewürze vertont, Schauspielerin Ulrike Kriener musikalisch bei Bibellesungen unterstützt, Kinderalben aufgenommen und natürlich ein Weihnachtsalbum vorgelegt, wie es in dieser Form ebenso einmalig ist wie der Hafensommer selbst.
Guter Zuspruch der Gäste
Knapp 1000 Gäste haben an diesem Abend auf den Stufen und den angrenzenden Stuhlreihen Platz genommen. Auch die Veranstaltungen der vergangenen Tage, die so unterschiedliche Künstlerinnen und Künstler wie den als Alternative-Rocker mit "Tomte" bekannt gewordenen Thees Uhlmann oder die portugiesische Singer-Songwriterin Aline Frazão in die Domstadt gelockt hat, waren durchwegs gut besucht. Auch das Gastspiel der "Songs an einem Sommerabend" mit Liederschaffenden der Gegenwart und Altmeister Manfred Maurenbrecher. Zwei Jahre lang war coronabedingt Funkstille am Alten Hafen. Jetzt wird der Hafensommer, ein kulturelles Aushängeschild der Stadt Würzburg, wieder bestens angenommen.
Vorbei sind die Zeiten, in denen das 2007 ins Leben gerufene Festival eher den Anstrich einer Elite-Veranstaltungsreihe für Verkopfte besaß. Die richtige Balance zwischen hohem kulturellen Anspruch und einer Mehrheitstauglichkeit geht mittlerweile voll auf. Der Hafensommer spricht nicht zwingend das Publikum an, das sich beim Kiliani-Volksfest auf die Biertische hievt, auch nicht die Menschen, die sich gerne im kargen Künstlerkeller zurückziehen. Oder vielleicht doch aus beiden Welten immer noch genügend Menschen? Jedenfalls ist noch bis zum 7. August jede Menge geboten auf der Hafensommer-Bühne. Und zwischen dem Tokioter Musik-Kollektiv "Minyo Crusaders" (3. August), Sängerin Wallis Bird (6. August) oder der Münchener "Jazzrausch Bigband" findet sich mit Sicherheit einiges zu entdecken.