Der bayerische evangelische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm hat sich für Sonntag (2. Mai) zum Jubiläumsgottesdienst zum 1.000-jährigen Ortsjubiläum in Eltersdorf (Stadt Erlangen) angekündigt. Predigen wird er von der VIP-Kabine des Sportgeländes aus. Möglich gemacht wird nicht nur diese Aktion von einer rührigen Dorfgemeinschaft, die auch eine spannende protestantische Geschichte hat.

Bedford-Strohm in Eltersdorf

Wenn die evangelische Kirchengemeinde zu diesem Gottesdienst lädt, dann haben die "Alten Esel" bereits ganze Arbeit geleistet. So heißt der vor über 30 Jahren aus einer Laune heraus gegründete Verein der in die Jahre gekommenen "Kärwaburschen". Sie sind eigentlich zu alt für das eher jugendliche Brauchtum, wollen aber immer noch bei den Feiern mitmischen und ihre Erfahrungen einbringen. Einige Mitglieder haben sich mittlerweile sogar echte Esel angeschafft.

Einer der menschlichen Esel ist Wolfgang Victor. Er hat auch die umfangreiche Festschrift für das Jubiläumsjahr verfasst.

"Notfalls verschieben wir einige der größeren Veranstaltungen auch ins Jahr 2022. Wichtig ist, dass wir im Dorf zusammenhalten", sagt Victor.

Und der Zusammenhalt klappt in dem rund 3.500 Einwohner zählenden Ort sehr gut. Auch fast 50 Jahre nach der Eingemeindung zu Erlangen hat man sich den Dorfcharakter erhalten, kennt sich und hilft sich.

Auch mit der Kirchengemeinde, die bereits 1524 und damit ein Jahr früher als der große Nachbar Nürnberg die Reformation eingeführt hat und deren Egidienkirche das stilprägende Bauwerk in Eltersdorf ist. Die katholische Kirche St. Kunigund entstand erst 1970.

Festschrift zum 1.000-jährigen Ortsjubiläum

Pfarrer Christian Schmidt hat zusammen mit seinem katholischen Amtskollegen ein ökumenisches Grußwort und auch ein Gemeindeporträt für die Festschrift geschrieben. Darin erinnert er an den ersten Eltersdorfer Pfarrer Wolfgang Vogel, der sich 1525 hinter die aufständischen Bauern gestellt hatte.

Nachdem Vogel selbst in einem Sendbrief die christliche Fürsorgepflicht für die Armen beschrieben hat, verdächtigte ihn der Nürnberger Rat, ebenfalls ein Aufständischer zu sein. Seine Courage bezahlte er am 26. März 1527 mit dem Leben, als er im Nürnberger Galgenhof geköpft wurde. Nachfolger an der Pfarrstelle wurde der Humanist und Reformator Andreas Althammer.

400 Jahre später war mit Pfarrer Hermann Stählin wiederum ein freier Geist auf der Eltersdorfer Kanzel zu finden. Am 30. August 1937 verlas er eine Denkschrift der "Bekennenden Kirche", die sich klar gegen das Führerprinzip und Judenhass aussprach. Er wurde im Gottesdienst verhaftet, im Talar abgeführt und starb schließlich vor Moskau als Teil einer Strafkompanie bei einem russischen Angriff.

Pfarrer Christian Schmidt

Christian Schmidt war, bevor er nach Eltersdorf kam, Leiter und Organisator der Deutschen Seemannsmission in Singapur für Mission EineWelt. In Singapur lernte er 2015 auch den Landesbischof bei einem internationalen Treffen religiöser Vertreter kennen. Dort traf Schmidt auch Annekathrin Preidel, die seit 2014 Präsidentin der Synode der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern ist.

"Sie sagte mir, sie wohne in Eltersdorf und dort werde eine Pfarrstelle frei", erinnert sich Schmidt. Der Rest ist Geschichte. Diese wird nun mit dem Gottesdienst am 2. Mai (10.30 Uhr, Einlass ab 10 Uhr) und dem Festjahr in Eltersdorf um einige Kapitel ergänzt. "Auf unseren Fußballanlagen können wir mühelos die Gottesdienstbesucher im Freien unter Einhaltung aller Abstandsregeln unterbringen", verspricht Schmidt. In der Ehrentribüne wird dem Landesbischof dann sein ganz eigener VIP-Bereich zugewiesen, von dem aus er auch noch gut sehen und gesehen werden kann.

Mit Vikar Frank Tauer hat Schmidt seit dem 1. März Unterstützung erhalten, und der wurde gleich als Musiker für die Kirchenband "verhaftet" - so schnell kann's gehen in dem Dorf, "aus dem keiner mehr weg will, wenn er einmal hierhergezogen ist", sind sich Schmidt und Victor einig.