Zum Thema Transidentität scheint momentan fast jede*r eine Meinung zu haben. Doch was wissen all jene, die meinen, sich äußern zu müssen und ein Urteil fällen zu können, wirklich über transidente Menschen?
Hier setzt der am 23. September erschienene Dokumentarfilm "Trans- I Got Life" von Imogen Kimmel und Doris Metz an. Er schildert den Lebensweg von sieben Transmenschen, die, wie Julius – einer der Hauptfiguren – erzählt: "ganz normale [Menschen], die [ihren] Job machen" sind.
Sehr unterschiedliche Protagonist*innen
Dabei sind die Protagonist*innen so unterschiedlich, wie es eine Gruppe von sieben Menschen nur sein kann: Da ist zum Beispiel Verena, die aus einem kleinen Ort in der Oberpfalz kommt und 40 Jahre lang mit ihrer Identität haderte, bevor sie sich entschieden hat, ihre Transition zu beginnen. Oder Oberst Elisabeth Sophia Landsteiner, die einzige Frau Oberst in der Bundeswehr. Sie lebt zusammen mit ihrer Ehefrau und spricht davon, dass die Transition der ganz eigene "Weg zum Glück" war. Oder Mik, ein Eishockeytrainer, der nach seiner Brust-OP "der glücklichste Mensch der Welt. Bis zum Mars" war.
Mik spricht im Film über die Veränderungen, die er im Laufe der Transition erlebt hat – etwa die zusätzliche Kraft, die er als Mann jetzt hat, aber auch die Narben, die von seinen Operationen geblieben sind. Die beiden Regisseurinnen Imogen Kimmel und Doris Metz schaffen es, diese unterschiedlichen Persönlichkeiten und die ganz eigene Art, wie sie mit Veränderungen umgehen, in einem berührenden, sehr intimen Film festzuhalten.
"Der glücklichste Mensch der Welt. Bis zum Mars."
Auch ärztliche Perspektive kommt vor
Verbunden werden die sieben Menschen durch Dr. Jürgen Schaff, einem Münchner Chirurgen, der seit 1988 über 4000 Erstoperationen an transidenten Menschen durchgeführt hat und ihnen damit die Möglichkeit gab, so zu sein, wie sie sich fühlen.
Seine Berichte über die Operationen, die immer individuell und hochkomplex sind, machen deutlich, wie steinig der Weg ist, den die Protagonist*innen auf sich genommen haben. Der Fokus der Dokumentation liegt allerdings nicht auf medizinischen Details, sondern auf dem intimen Einblick in die Lebenswirklichkeit der Hauptdarsteller*innen.
Der konkrete politische Aspekt, der mit der Transition und Transmenschen oft eng verbunden ist, spielt in "Trans - I Got Life" dagegen keine Rolle. Ziel des Filmes ist es vielmehr, für einen toleranteren Blick auf sexuelle Identität zu werben. Das wird schon allein durch die eindrückliche Schilderung der Befreiungsmomente der Protagonist*innen erreicht. Ein berührender Film für alle, die bisher keine Vorstellung von Transidentität, Transitionen und trans Menschen hatten und mehr zum Thema wissen wollen.