Lukas und seine Clique sind aber mittlerweile an dem Punkt angekommen, an dem für sie feststeht: nur demonstrieren bringt nichts. Lukas bekommt das direkt in seiner Familie mit: Sein Vater ist das typische Bild eines Menschen im mittleren Alter, dem die Klimakatastrophe scheinbar egal sein kann, weil er die Folge wahrscheinlich nicht mehr am eigenen Leib erfahren muss. Jemand, der sich nicht einschränken möchte:
"Solche Temperaturschwankungen hat es schon immer gegeben. Und überhaupt soll erst mal China anfangen, seinen CO2-Ausstoß zu drosseln, das sind nämlich die schlimmsten Umweltverschmutzer von allen."
Frustration steht für Lukas auf der Tagesordnung
Lukas Vater ist also so ziemlich das Gegenteil von seinem Sohn, der sehr idealistisch ist. Er geht demonstrieren und scheut sich auch nicht, zivilen Ungehorsam zu begehen. Er und sein Freund Benni sägen beispielsweise Jägerstände an, um Hobby-Jäger vom Schießen abzuhalten.
Aber es scheint sich niemand wirklich mit der Klimakrise auseinanderzusetzen. Es frustriert Lukas, dass niemand die Dringlichkeit der Lage erkennt, außer Gruppen wie Extinction Rebellion oder OFF. Von ihnen und deren Aktionen ist der Teenager schwer beeindruckt. Und dann ist da noch Marie.
Lukas ist überzeugt, dass die Lage eng wird, dass die Politik und die Menschen umdenken müssen, trotzdem ist er auch ein Junge, der auf der Suche danach ist, seinen Platz im Leben zu finden, der ernst genommen werden möchte und den viele Dinge im Leben einfach nur frustrieren.
Der moralische Konflikt bleibt aus
"World on fire" ist ein Jugendbuch mit einem brandaktuellen Thema. Es ist aus der Sicht derer geschrieben, die wollen, dass sich etwas ändert. Es zeigt die Frustration, die sich unweigerlich einstellt, wenn man sich für eine Sache einsetzt, die von anderen als nicht so wichtig angesehen wird. Deutlich wird das vor allem in den Szenen, in denen Lukas zuhause mit seinen Eltern zusammentrifft.
Gerade zum Ende hin bleibt das Buch hinter den Erwartungen zurück. Der Gewissenskonflikt hätte interessanter gestaltet werden können: Was geht Menschen durch den Kopf, die glauben, zwischen dem Erreichen ihrer Ziele und der Anwendung von Gewalt wählen zu müssen? Zu welchen Taten sind Menschen bereit, die um ihre Zukunft bangen?
Diese Fragen stellen sich aktuell viele Menschen. Entweder weil sie von zivilem Ungehorsam durch Gruppen wie Extinction Rebellion direkt betroffen sind oder weil sie sich in einer ähnlichen Situation befinden. Darauf gibt das Buch jedoch relativ unbefriedigende Antworten, was Leser*innen enttäuscht zurücklässt.