Nicht alles läuft schlecht in Afrika: Fast überall auf dem Kontinent sinkt der Bevölkerungsanteil der Menschen in extremer Armut, in vielen Ländern wächst die Mittelschicht. Dennoch ist Afrika der große Verlierer der Globalisierung. Seit Ende des Zweiten Weltkriegs hat sich sein Anteil am Welthandel halbiert – es sind heute gerade noch drei Prozent.

Umgekehrt flossen seit 1960 rund 4.000 Milliarden Dollar als Entwicklungshilfe nach Afrika. In ihrem Buch "Dead Aid" (Tote Hilfe oder Hilfe zum Tod) schreibt die sambische Ökonomin Dambisa Moyo: "Die Vorstellung, Entwicklungshilfe könne systematische Armut mindern (...), ist ein Mythos. Millionen Afrikaner sind heute ärmer – nicht trotz, sondern aufgrund der Entwicklungshilfe."

Von Randale, Trump und Putin überschattet

Almosen nach dem Gießkannenprinzip haben selbst in gewaltigen Mengen die Ursachen von Not und Armut nicht beseitigt. Das bestreiten nicht einmal die Entwicklungshilfeorganisationen selbst.

"Klassische Entwicklungshilfe bringt Afrika nicht nach vorn", hat in Hamburg nun auch Bundeskanzlerin Angela Merkel verkündet. Vom G20-Gipfel sollte nach Wunsch der Bundesregierung das Signal eines Neuaufbruchs in der Entwicklungszusammenarbeit mit dem Schwarzen Kontinent ausgehen – Stichwort: "Marshallplan" für Afrika. Leider stahlen schwarz vermummte Randalierer dem wichtigen Thema ebenso die Schau wie das Männertreffen von Donald Trump und Wladimir Putin.

Zwischen der ökonomischen Entwicklung Afrikas und der Migrationskrise besteht ein enger Zusammenhang: "Afrikas Hoffnung verlässt den Kontinent", hat der deutsch-äthiopische Unternehmensberater Asfa-Wossen Asserate den Teufelskreis von Perspektivlosigkeit und Flucht nach Europa treffend auf den Punkt gebracht.

Klare Kante gegen Korruption

Nun sollen Länder, die gute Bedingungen für Investoren schaffen – Entwicklungshilfeminister Gerd Müller (CSU) nennt sie "Reformchampions" –, von dem Plan profitieren und zu "Leuchttürmen" der wirtschaftlichen Entwicklung werden. Entstehende Arbeitsplätze sollen Jugendliche von der Auswanderung abhalten. Tunesien, die Elfenbeinküste und Ghana erhielten bereits eine 300-Millionen-Euro-Zusage für das Jahr 2017. Das ist, nebenbei gesagt, nicht einmal das Doppelte von dem, was der G20-Gipfel in Hamburg kostete.

Mehr Einkommen für immer mehr Menschen zu generieren, das ist aber tatsächlich ein zukunftweisender Ansatz für die Länder Afrikas. Und die Welt muss tatsächlich begreifen, dass "Afrika nicht der Kontinent billiger Ressourcen ist, sondern die Menschen dort Infrastruktur und Zukunft benötigen" (Müller). Sicherheit und Frieden sind Grundvoraussetzungen für Entwicklung, ebenso wie sichere und nachhaltige Energieversorgung. Zu wenig sind aber Fragen gerechter Wirtschaftsbeziehungen oder die zerstörerischen Folgen der Globalisierung für lokale ökonomische Strukturen im Blick.

Noch offensiver müsste der Plan für oder "mit Afrika" (wie er offiziell heißt) den Kampf gegen die Korruption aufnehmen. Nicht nur zwischen Entwicklung und Migration besteht ein Zusammenhang. Es gibt auch einen Zusammenhang zwischen Entwicklung und Rechtsstaatlichkeit.