Stellen Sie sich vor, Sie sind in Not und hungrig, die karitative Einrichtung, die Ihnen normalerweise hilft, kann keine Speisen mehr ausgeben. Grund: Die Abgaben erreichten nicht die Mindestanforderungen des selbst gesetzten Standards "garantiert politisch korrekter Herkunft".

Dieses natürlich völlig überspitzte Szenario ist von zwei realen Ereignissen der vergangenen Wochen inspiriert, bei denen Spenden abgewiesen wurden, weil der Institution der Spender nicht passte: So hat die "Sonneberger Tafel" in Südthüringen eine 100-Euro-Gabe für die Arbeit der Suppenküche abgelehnt, weil der Spender in einer Partei des eher rechten Spektrums aktiv ist und dies auch noch kundtat, indem er den Schein mit einem Anschreiben versehen hat, das ein Partei-Logo zierte.

In Würzburg trat vor wenigen Wochen eine selbst ernannte Bürgerwehr mit aus der rechtsextremen Szene bekannten Gesichtern auf den Plan und wollte Bahnhofsmission und Tierschutzverein unterstützen. Die Spenden wurden auch hier abgelehnt.

Beiden Fällen gleich ist das Echo auf die Zurückweisung: Die Spender interpretieren sie öffentlichkeitswirksam als Anmaßung und lassen vermuten, dass sie sich im Fall der Spendenannahme ebenso leidenschaftlich als Menschen- und Tierfreunde gebrüstet hätten.

Im Mittelpunkt scheint also nie die Spende gestanden zu haben, sondern der erhoffte Image-Gewinn.

In beiden Fällen wird eine Debatte geführt: Ist es ein ideologischer und daher fragwürdiger Stall, in dem die hohen Rösser gezüchtet werden, auf denen Institutionen Platz nehmen und Spendern mit unpassender Gesinnung davonreiten? Oder muss man sich Spender immer aussuchen dürfen?

Freilich: Die Wurstsemmel, die mit dem Geld vermeintlich Rechtsextremer finanziert wurde, hat ein "Gschmäckle". Aber dem Bedürftigen wird es egal sein, woher die Gabe kommt. Er kann sich die Gretchenfrage "Wie hältst du es mit den Rechten?", die Diakonie, Bahnhofsmission und Tierschutzverein mit Ablehnung beantwortet haben, kaum stellen.

Es ist in jedem Fall wenig ehrenwert, als Spender seine gute Tat vor sich wie eine Monstranz herzutragen. Es ist aber auch nicht ehrenrührig, Spenden anzunehmen, gerade wenn sie Dritten zugutekommen sollen.

Mit Blick auf das Evangelium kommen beide Seiten nicht gut weg. In Matthäus 6, 3 sagt Jesus "Wenn du aber Almosen gibst, so lass deine linke Hand nicht wissen, was die rechte tut, auf dass dein Almosen verborgen bleibe". Könnte sein, dass der Jesus des Matthäusevangeliums auch den aktuellen Almosenstreit so ähnlich auf den Punkt gebracht hätte.

 

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