Rechtsextremismus, schon der Begriff ist für Martin Becher vom Bayerischen Bündnis für Toleranz schwierig und oft nicht passend. Das ist seiner Meinung nach eher ein Begriff für die Sicherheitsbehörden. Leugner der Pandemie oder  "Reichsbürger" würde er so nicht bezeichnen . 

"In der Regel ist da der Begriff 'rechtsextrem' schwierig zu verwenden. Von daher sprechen wir jetzt ganz oft von 'rechtsaußen' und bei manchen, wie zum Beispiel die Corona Leugner Szene, die ist 'rechtsoffen'." 

Denn es sind ja nicht alle Menschen, die auf eine Anti-Corona-Demonstration gehen, rechts, aber sie dulden Rechtsextreme in ihren Reihen. Man muss immer schauen, mit wem man es zu tun hat. Noch vor 20 Jahren waren typische Neonazis eindeutig an ihrem Outfit zu erkennen. Heutzutage ist das Feld ganz anders und vielfältiger und die verschiedenen Szenerien beeinflussen und verstärken sich wechselseitig. 

Wie stellt man überhaupt fest, ob sich jemand in der Familie oder im Freundeskreis radikalisiert?  Wenn er sich  nur noch einseitig informiert, bestimmte Sachen nicht mehr an sich heran lässt und alles besser weiß, das könnte auf eine Radikalisierung hinweisen, meint Martin Becher. Da spielen viele Dinge mit eine Rolle, wie die psychischen Befindlichkeiten und soziale Verhältnisse. 

"Uns geht es darum, diejenigen, die noch für die Demokratie und gesellschaftliche Verantwortung stehen, das wir die stärken. Das ist unsere wichtigste Aufgabe."

Den Kirchen rät der Geschäftsführer des Bayerischen Bündnisses für Toleranz, Martin Becher,  zu Diversität. Es sei wichtig, als tolerante Gemeinschaften aufzutreten, in denen unterschiedliche Menschen zusammenkommen: "Wichtig ist, den Toleranzgedanken mit dem Gedanken der Gemeinschaft zu verbinden", sagte Becher. Damit unterscheide man sich von den Gemeinschaften die rechts außen stehen würden. Denn sie seien exklusiv, würden also Menschen ausschließen.

Die Kirche befindet sich in einem "Toleranzdilemma".

Die Kirche befinde sich in der Frage, wie sie mit Rechtspopulisten umgehen solle in einem "Toleranzdilemma", sagte Becher. "Der christliche Glaube sagt, dass Menschenfeindlichkeit keinen Platz haben darf", aber für den Umgang mit Intoleranten gebe es keine guten und einfachen Lösungen. "Jeder muss für sich selbst die Grenze formulieren, bis zu der er intolerante Äußerungen billige", sagte der Politikwissenschaftler. Über diese jeweiligen Grenzen müsse man sich in der Kirche austauschen.

"Das ist anstrengend, aber lohnend, weil es die Chance birgt, dass wir unsere eigene Werthaltung schärfen."

Becher ist der Überzeugung, dass die Kirche trotz schwindender Mitgliederzahlen relativ gesehen in der Gesellschaft an Bedeutung gewinne. Sie dürfe daher nicht "in Sack und Tüten" gehen, sondern sich auf politischer Ebene bei Fragen von Rechtspopulismus oder Klimawandel einbringen.