Seit dem frühen Morgen klappern die Teams der Münchner Tafel die Geschäfte im Münchner Osten ab. Bei den Supermärkten sammeln sie Obst und Gemüse ein, das noch gut ist, aber nicht mehr verkauft werden kann. Etwa zwanzig Anlaufstellen stehen auf der Tourliste, die sie am Vormittag abarbeiten, bis das Auto voll ist. Ein Knochenjob. Immerhin sind sie alle schon Rentner. So auch Hans Wilscher, der bei Wind und Wetter im Münchner Osten unterwegs ist. Er will seine Freizeit sinnvoll gestalten. Zwar findet er die Arbeit anstrengend, "sie macht aber auch viel Spaß".

Allein bis zum Mittag sind die drei Autos schon viele Kilometer gefahren und die Ehrenamtlichen haben Kiloweise Kisten geschoben, gehoben und vorsortiert. Die Münchner Tafel hat seit 20 Jahren ihren festen Platz in der evangelischen Laetare-Gemeinde Neuperlach. Dort im Kirchhof sind die Marktstände am frühen Mittag schon vorbereitet und müssen nur noch mit Ware befüllt werden. Und auch der Hausherr Pfarrer Klaus Gruzlewski schaut nach dem Rechten. Dass die Tafel hier ihren Sitz haben soll, kam nämlich aus der Gemeinde. Einerseits hatte die Diakonie angeregt, sich zu engagieren, andererseits waren Mitglieder des Seniorenkreises bereit, tatkräftig zuzupacken.

Standort Laetare-Kirche versorgt 1.000 Menschen

Die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer kommen aus allen Ländern, die meisten sind im Rentenalter und sortieren in ihrer Freizeit Orangen, Zwiebeln, Gurken oder Kartoffeln. Sie nähren mittlerweile etwa 1.000 Menschen. 400 Neuperlacher haben einen Ausweis für die Tafel. Dazu kommen noch Kinder, Ehepartner oder weitere Angehörige. Zu viele, um alle an einem Tag versorgen zu können. Deshalb gibt es zwei Gruppen, die nur alle 14 Tage Lebensmittel abholen dürfen. Barbara Gau organisiert seit den Anfängen den Standort Laetare-Gemeinde. Damals ist sie noch selbst gefahren und hat Kisten geschleppt. Heute koordiniert sie  hauptsächlich den Einsatz der Ehrenamtlichen. Sie stellt fest, dass der Bedarf immer mehr wächst, obwohl Neuperlach mit seinen 60.000 Einwohnern nicht mehr zu den größten sozialen Brennpunkten der Stadt zählt.

Ein Vorteil der Laetare-Kirche ist, dass der Innenhof nicht eingesehen werden kann. Damit ist Diskretion gewahrt. Denn den meisten Menschen ist es peinlich, dass sie ihre Lebensmittel von der Tafel beziehen. Sie wollen nicht von ihren Nachbarn verspottet werden. Der soziale Druck ist hoch. Die Kundinnen und Kunden kommen aus aller Herren Länder. Sie sind Rentner, Alleinerziehende, Langzeitarbeitslose – und keiner möchte, dass man ihm die Not ansieht. Einzig an ihren vielen Taschen und Körben könnte man sie erkennen. Neben Obst und Gemüse gibt es noch viele andere Lebensmittel. Auch Bäckereien geben gerne, was übrig geblieben ist. Das Angebot an Brot und Kuchen ist immer recht groß. Barbara Hackl ist schon seit fast fünf Jahren als Ehrenamtliche dabei. Auch ihr geht es um eine sinnvolle Beschäftigung in ihrer Freizeit.

Vom Apfel bis Zuckerbrot

Und so füllen sich im Laufe des Nachmittags die Taschen  – mit Müsli, Tee und Süßigkeiten für die Kinder. Auch Samdhya gehört zu den Kundinnen der Münchner Tafel an der Laetare-Gemeinde. Sie bezieht Grundsicherung. Dass es das Angebot gibt, hat sie von einer Freundin erfahren. Aber dann dauerte es doch noch ein gutes halbes Jahr, bevor sie einen Ausweis beantragte. Sie ist dankbar für die guten Sachen, die es hier gibt.

Vor 25 Jahren wurde die Münchner Tafel gegründet, um zu vermeiden, dass gute Ware im Müll landet. Sie hilft dabei sichtbar zu machen, wie viele Bedürftige es in Deutschland gibt.

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