Sie befinden sich seit drei Wochen in Quarantäne. Wie kam das?
Jana Highholder: Ich war Ende Februar auf dem Willow-Creek-Kongress in Karlsruhe. Ich war dort als Influencerin eingeladen. Dort habe ich mich am Vorabend für zehn Minuten in einem Raum aufgehalten, in dem eine mit dem Coronavirus infizierte Person war. Der Kongress wurde am 28. Februar abgebrochen. Ich wurde dann zu meinen Eltern nach Koblenz gefahren, dort musste ich in Quarantäne.
Haben Sie sich angesteckt?
Highholder: Ja. Das Gesundheitsamt hat mich getestet, der erste Test war positiv, sodass die Quarantäne für zwei Wochen verhängt wurde. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich noch keine Symptome. Ich habe vor dem Test sogar weiter Sport gemacht. Das war in einer Phase, als das Coronavirus in den Köpfen der Menschen noch weit weg war.
Ist die Krankheit dann bei Ihnen ausgebrochen?
Highholder: Ja, ich bin krank geworden.
Alle sprechen immer von einem milden Verlauf insbesondere bei jüngeren Menschen, aber das kann ich nicht sagen. Ich hatte mehrere Tage lang hohes Fieber und Kopfschmerzen.
Und leider habe ich meine Eltern angesteckt, die auch krank geworden sind.
Sie haben die Krankheit ja glücklicherweise überstanden. Warum sind Sie dann immer noch in Quarantäne?
Highholder: Zum Ende der ersten Quarantänephase sollte ich nochmals getestet werden. In der Zwischenzeit brach aber das Coronavirus fast überall aus, sodass das Gesundheitsamt mich erst mal nicht testen konnte, weil es überlastet war. Das Ergebnis des zweiten Tests nach Ende meiner akuten Erkrankung zeigte dann, dass das Virus immer noch in meinem Körper nachgewiesen werden kann. Damit wurde die Quarantäne um weitere zwei Wochen verlängert. Wie lange man positiv ist, weiß aktuell ja keiner.
Zu der Belastung durch die Krankheit kommen ja auch psychische Strapazen. Wie sieht es in Ihnen aus?
Highholder: Dass ich nichts tun kann, belastet mich am meisten. Ich fühle mich ohnmächtig. Ich fühle mich auch der Autorität des Gesundheitsamts ausgeliefert. Und ich fühle mich verantwortlich. Mir ist zwar klar, dass man sich überall dieses Virus holen kann, aber ich fühle mich verantwortlich dafür, dass ich in diesem Raum war und dass ich das Virus zu meinen Eltern nach Hause gebracht habe.
Wie gehen Sie damit um?
Highholder: Für mich ist das gerade auch eine Glaubensprüfung.
Ich versuche mir, jeden Tag bewusst zu machen, dass es viele Dinge gibt, für die ich dankbar bin.
Sie haben Ihre Erkrankung mittlerweile auf Instagram öffentlich gemacht. Warum?
Highholder: Zu Beginn habe ich nicht darüber gesprochen. Zum einen, weil die Krankheit ein Stigma hatte und einem unterstellt wurde, dass man selbst schuld ist. Zum anderen wollte ich keine Panik verbreiten. Aber jetzt will ich meine Plattform nutzen, um in dieser angstbeladenen Zeit zu ermutigen und Hoffnung zu verbreiten.
Wer versorgt Sie und Ihre Eltern?
Highholder: Meine Tante geht für uns einkaufen. Das ist für sie auch belastend, denn sie muss sich nicht nur um ihre Familie kümmern, sondern auch noch um uns und um meine Großeltern. Nicht daran zu denken, was passiert, wenn sie ausfallen würde. Die Situation ist auch kompliziert, weil meine Eltern und ich uns möglichst in getrennten Räumen aufhalten sollen.
Was hilft Ihnen gerade?
Highholder: Ich habe Dinge angefangen, von denen ich nie gedacht hätte, dass ich in den nächsten fünf Jahren dazu käme. Zum Beispiel Puzzeln und Malen. Ich habe jetzt ein Malbuch mit Mandalas. Ich lese auch viel im Augenblick.
Für uns Christen ist das jetzt auch eine Chance, Zeit im Gebet zu verbringen. Wir können unsere Gottesbeziehung neu entdecken.
Ich habe so viel Zeit für meine "stille Zeit" wie ewig nicht mehr. Das will ich dankbar nutzen.
Womit verbringen Sie Ihre Zeit?
Highholder: Ich habe zwei Telefonverabredungen am Tag mit Freudinnen und Freunden. Ich verbringe auch mehr Zeit in sozialen Netzwerken. Ich lese in der Bibel. Abends gucke ich mit meinen Eltern die Nachrichten im Fernsehen. Das Gute ist: Die Tage gehen tatsächlich vorbei.
Was raten Sie Menschen in Quarantäne oder Menschen, die gerade viel zu Hause sind?
Highholder: Ich glaube, man durchläuft unterschiedliche Phasen. Die erste Phase bei mir war totales Unverständnis, Rebellion und Wut. Dann kam Traurigkeit. Ich musste viele Veranstaltungen absagen, auf die ich mich gefreut hatte. Natürlich darf man darüber traurig sein. Je schneller man aber akzeptiert, dass man nichts ändern kann, desto eher findet man in eine innere Ruhe.
Ich habe gespürt, dass ich einfach sein darf.
Wir sind human beings und nicht human doings. Je schneller man das einsieht, desto eher kann man auch Chancen in der Situation sehen.