Ein regelmäßiger Tagesablauf ist in unsicheren Zeiten Gold wert und vermittelt Sicherheit, sagt Matthias Nörtemann, Chefarzt der Klinik für Psychosomatik in München-Harlaching. Die Menschen sollten - auch wenn sie nicht im Homeoffice arbeiten - jeden Wochentag zu einer festen Zeit beginnen und jeden Tag an der frischen Luft sein.
Außerdem rät Nörtemann, Freundschaften zu pflegen. "Dabei ist das gute alte Telefon oder ein Video-Chat viel besser geeignet, um mit anderen Menschen auch emotional verbunden zu bleiben, als das Lesen von Beiträgen bei Facebook oder Twitter." Man könne sich auch per Skype auf ein Feierabend-Bier oder einen Kaffee treffen.
Feste Routinen trotz Corona-Ausnahmezustand
Ein fester Tagesrhythmus helfe auch Kindern, mit der Situation umzugehen, sagt Sigrid Aberl, Chefärztin der Klinik für Kinder- und Jugendpsychosomatik in Schwabing. Durch die häusliche Isolation entfielen Schule oder Kindergarten sowie der Besuch bei den Großeltern. Das sei für Kinder nur schwer zu begreifen, einige bekämen auch Angst.
Es sei daher wichtig, den Kindern kindgerecht zu erklären, was aktuell passiert - "und dass wir durch unsere Isolation dazu beitragen, dass weniger Menschen erkranken", sagte Aberl. Eltern sollten darüber hinaus ihren Kindern viel Gewohnheit und Stabilität geben. Der Vormittag könne etwa aus Schulaufgaben bestehen, kleinere Kindern könnten mit Bastel-, Bewegungs- und Ratespielen beschäftigt werden. "Ganz wichtig für die Seelengesundheit von Groß und Klein sind Bewegung, frische Luft und Tätigkeiten, die als wirksam und sinnvoll erachtet werden."
Bewusste Auszeiten von Corona-Nachrichten nehmen
Chefarzt Nörtemann empfiehlt außerdem, sich Corona-Auszeiten zu nehmen: "Die durchgehende Konfrontation mit Push-Nachrichten und Videos aus den sozialen Netzwerken führen eher zu einem angstvoll fixierten Tunnelblick, der Ängste verstärkt, das Immunsystem tendenziell schwächt und ein sinnvolles und besonnenes Handeln erschwert." Ein Übermaß an Informationen aus den sozialen Medien verstärke das Bedrohungserleben der Nutzer. Traditionelle Medien dagegen unterstützten eine sinnvolle Auseinandersetzung mit der Corona-Pandemie.