Weit über 100 fremdsprachige evangelische Gemeinden gebe es in München, sagte Referent Diakon Dietmar Frey dem Sonntagsblatt, der in der Arbeitsgemeinschaft InterKulturell Evangelisch, kurz IKEM, rund 20 von ihnen betreut.

Partnerschaft statt Mietverhältnis 

Viele der ausländischen christlichen Gemeinden wenden sich vor allem auf der Suche nach Räumlichkeiten für die wöchentlichen Gottesdienste an das Dekanat oder direkt an lokale Kirchengemeinden. "Aber wir wollen mehr als nur ein Mietverhältnis", sagte Frey.

Vielmehr gehe es darum, mit den Gemeinden eine Partnerschaft einzugehen, von der beide Seiten nicht nur finanziell, sondern auch kulturell und geistlich profitieren. Dabei sei es wichtig, die individuellen Bedürfnisse und Möglichkeiten der Gastgemeinden kennenzulernen und zu berücksichtigen.

Gemeinden unterscheiden sich stark

Die Gemeinden stammen aus den unterschiedlichsten Regionen der Welt. Europäische Länder wie Ungarn, Finnland und Schweden sind genauso vertreten wie fernöstliche Gemeinden aus China, Indonesien und Korea oder afrikanische Gemeinden aus Äthiopien oder Ghana.

Auch über ihre Herkunft hinaus unterscheiden sich die einzelnen Glaubensgemeinschaften stark. Manche zählen gerade einmal eine Handvoll Mitglieder, andere wiederum können ihre Räume wöchentlich mit Hundertschaften füllen.

Und während einige der Gemeinden eher als unverbindliche Gebetsgruppen oder Bibelkreise angesehen werden können, sind andere professionell organisierte Vereine mit festen Strukturen und teils länderübergreifenden Netzwerken.

Verbunden sind sie rein im evangelischen Glauben, wobei auch hier nicht alles gleichzusetzen ist, meinte Diakon Frey:

"Es sind zwischen evangelisch, evangelikal, pfingstlerisch alle möglichen Konfessionen vertreten".

Generell seien die zahlreichen Unterschiede aber nicht als Hindernis, sondern viel mehr als eine gegenseitige Bereicherung zu verstehen und häufig entstünden auf dieser Basis dann langanhaltende Partnerschaften und einzigartige Projekte, die die Stärken aller Beteiligten hervorheben.

So wie etwa das Benefizkonzert für unbegleitete minderjährige Geflüchtete, das die Koreanisch Evangelische Gemeinde München über Jahre gemeinsam mit dem Dekanatsbezirk München  veranstaltete.

Probleme durch Corona

Solche Erfolgserlebnisse seien allerdings gerade jetzt in der Corona-Zeit eher selten geworden. Viele der internationalen Gemeinden sind von der Krise noch härter getroffen als deutsche Kirchen.

Die evangelische chinesische Gemeinde am Lerchenauer See konnte beispielsweise im Gegensatz zu ihrer deutschen Gastgebergemeinde noch nicht wieder mit Gottesdiensten in Präsenzform anfangen, die Mitglieder seien noch nicht bereit dafür.

"Wir machen unsere Gottesdienste virtuell. Das war besonders am Anfang ungewohnt",

sagte der Pfarrer der chinesischen Gemeinde, Chiu Wai Man, dem Sonntagsblatt.

Ähnlich geht es auch der indonesischen Gemeinde 'Jemaat Indonesia München' in Freimann, die ebenfalls noch an einem Konzept für Präsenz-Gottesdienste unter Corona-Bedingungen arbeitet. Problem seien hier die zu große Anzahl an Leuten, die an den Veranstaltungen teilnehmen wollen.

Hinzu kommen im Fall der indonesischen Gemeinde außerdem auch persönliche Dispute, die wie in vielen anderen Gemeinschaften durch die angespannte Lage in der Corona-Krise befeuert wurden.

Dabei führen die loseren Strukturen der internationalen Gemeinden, die oft nicht wie deutsche Kirchen in einem klaren Hierarchie-System stehen, dazu, dass derartige Probleme das Gemeindeleben deutlich stärker beeinflussen.

Die gute Zusammenarbeit der Gemeinden untereinander sei deshalb gerade in Krisenzeiten besonders wichtig, sagte auch Diakon Frey. Er freue sich daher besonders darüber, dass die IKEM-Gemeinden trotz Corona noch gemeinsame Aktionen planen.

"Am 25. Oktober ist ein IKEM Gottesdienst in der Kreuzkirche geplant. Da werden viele der Gemeinden vertreten sein".