Libanon beherbergt weltweit prozentual die meisten Flüchtlinge. Neben mehr als einer Million Syrer leben hier knapp eine halbe Million staatenlose Palästinenser. Sie sind Nachkommen der Menschen, die infolge des arabisch-israelischen Kriegs 1948 flohen, oder syrische Palästinenser, die seit 2011 ins Exil gezwungen worden sind.

Die Palästinenser leben seit fast 70 Jahren in einer Art Schwebezustand. Ihre Kinder werden in die Staatenlosigkeit hineingeboren. Die Familien haben kein offizielles Wohnrecht und bekommen nur eingeschränktes Arbeitsrecht. Auch bekommen sie kaum Zugang zu Sozialleistungen, Gesundheitswesen oder Bildung. Rund 40 Prozent der Palästinenser leben inzwischen in sogenannten "gatherings" jenseits des UN-Mandats.

Ich habe palästinensische und syrisch-palästinensische Familien im Bezirk Daouk im südlichen Beirut besucht. Die Menschen in den informellen Siedlungen leiden unter den schwierigen wirtschaftlichen und sozialen Bedingungen. Das Wasser ist so salzig, dass es nicht getrunken werden kann; der Strom fällt dauernd aus; die Mietpreise sind mit dem neuen Flüchtlingsstrom sprunghaft angestiegen. Staatenlose Frauen sind besonders Gewalt und Willkür ausgesetzt.

Mit meinen Bildern will ich den Menschen ihre Würde und Stärke wiedergeben, aber auch ein Bewusstsein schaffen für die Notlage staatenloser Menschen. 

Selbstportät der Fotografin Nathalie Bertrams

Nathalie Bertrams studierte an der Kunstakademie in Maastricht (Niederlande), am San Francisco Art Institute (USA) und an der Kunstakademie in Düsseldorf. Die Fotojournalistin und Dokumentarfoto- grafin lebt und arbeitet in Hamburg und Istanbul.

Ausstellung | Auf der Flucht: Frauen und Migration

Etwa die Hälfte aller Flüchtenden weltweit ist weiblich. Mädchen und Frauen, die ihre Heimat verlassen müssen, erleben oft Gewalt und Diskriminierung. Die Ausstellung "Auf der Flucht: Frauen und Migration" zeigt den Alltag in den Flüchtlingslagern und die schwierige Suche nach einem neuen Zuhause.

Die Ausstellung soll zur Diskussion anregen und den Dialog fördern. 2017 wurde sie beim Integrationspreis der Regierung von Oberbayern für ihr "besonderes Engagement bei der erfolgreichen Integrationsarbeit" geehrt.

Sie haben Interesse daran, die Ausstellung zu besuchen oder auszuleihen? Auf ausstellung-leihen.de finden Sie künftige Termine sowie die Online-Buchung.