Schon vor dem Mauerfall hatte sich Neukamm als Beauftragter des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) für kirchliche Hilfsmaßnahmen in der DDR und enge Kontakte zwischen West und Ost eingesetzt. Diakoniepräsident Ulrich Lilie würdigte Neukamm als einen der bekanntesten evangelischen Sozialpolitiker der Gegenwart. Der Verstorbene habe sich besonders für die Einführung der Pflegeversicherung eingesetzt.

Neukamm wurde 1929 im oberfränkischen Pegnitz geboren. Nach dem Theologiestudium in Erlangen und Göttingen war er Gemeindepfarrer im mittelfränkischen Beerbach. Von 1967 bis 1984 leitete er eine der größten diakonischen Einrichtungen, die Rummelsberger Anstalten bei Nürnberg. Von dort aus wechselte er ins Präsidentenamt des Diakonischen Werkes. Im Ruhestand war Neukamm bis 2000 Beauftragter des Rates der EKD für die Belange von Spätaussiedlern und Heimatvertriebenen. Neukamm habe entscheidende sozialpolitische Entwicklungen begleitet und geprägt, sagte der Vorsitzende des Diakonischen Rates der Diakonie in Bayern, der Augsburger Rektor Heinrich Götz.

In der Rummelsberger Diakonie entstanden während Neukamms Amtszeit unter anderem das Rummelsberger Krankenhaus, das Berufsbildungswerk, das Jugendhilfezentrum und die Gemeindeakademie bzw. das Tagungszentrum sowie das große Zentrum für Menschen mit Behinderung am Auhof und etliche andere neue oder erneuerte Einrichtungen. Unvergessen ist Neukamms Einsatz für den Aufbau der Partnereinrichtungen in Tansania, das Rehabilitationszentrum Usa River am Fuße des Mount Meru und die Brüderschaft Faraja in der Region Kilimandscharo.

Neben seinem eigentlichen Arbeitsfeld war Neukamm als Landessynodaler und zeitweise auch als Vizepräsident der Landessynode tätig. Er war als Mitglied der Generalsynode der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD) aktiv an den Entwicklungen seiner Kirche auf bayerischer und deutscher Ebene beteiligt. 1984 wurde Karl Heinz Neukamm zum deutschen Diakoniepräsidenten nach Stuttgart berufen. Bis 1994 stand er an der Spitze der Diakonie in Deutschland. In dieser Funktion setzte er sich mit großem persönlichem Engagement für die Einführung der Pflegeversicherung ein, die 1993 Wirklichkeit wurde.

1979 erhielt er die Staatsmedaille für soziale Verdienste. 1991 wurde Neukamm die Theologische Ehrendoktorwürde der Ev.-Luth. Theologischen Akademie Budapest, 1995 das Bundesverdienstkreuz verliehen. Nach seinem aktiven Dienst war er 1995 bis 2000 Beauftragter des Rates der EKD für Spätaussiedler und Heimatvertriebene.

Im Ruhestand lebte Neukamm in Nürnberg. Zunächst in Reichelsdorf und dann in einer Wohnung beim Stift St. Lorenz. Von dort nahm er regen Anteil am Geschehen in Gesellschaft und Kirche und am Leben der Rummelsberger Diakonie, ohne sich je einzumischen. Durch den Brüderschaftsrat wurde der ehemalige Rektor 2013 zusammen mit dem ehemaligen Brüderpfarrer Guth zum Rummelsberger Bruder berufen, eine ihm bis zuletzt wichtige Auszeichnung.

Der Trauergottesdienst findet am Dienstag, 14.08.2018, ab 14 Uhr, in der Philippuskirche Rummelsberg statt.