Der Hamburger Hans Leipelt (1921-1945) war Unterstützer der NS-Widerstandsgruppe "Weiße Rose". Weil er ihre Flugblätter abschrieb und verteilte, wurde er vom Volksgerichtshof zum Tode verurteilt und am 29. Januar in München hingerichtet. Vor 100 Jahren, am 18. Juli 1921, wurde Leipelt in Wien geboren. Mit einer Gedenkfeier am Weiße-Rose-Mahnmal in Volksdorf und einem digitalen Stadtrundgang wird in Hamburg an seinen Geburtstag erinnert, wie die Stolperstein-Initiative Harburg mitteilte.

Kindheit und Jugend von Hans Leipelt

Hans Leipelt stammte aus einer zum evangelischen Glauben konvertierten jüdischen Familie. Seine Schwester Maria (1925-2008), die ihn später bei seinem Widerstand unterstützte, war vier Jahre jünger. Die beiden Kinder wuchsen auf der Elbinsel Wilhelmsburg und im damals noch selbstständigen Harburg auf. Der Vater Konrad Leipelt, technischer Direktor der Wilhelmsburger Zinnwerke, starb 1942.

Im Herbst 1940 hatte Leipelt in Hamburg ein Chemiestudium begonnen, musste dies jedoch nach einem Jahr wegen seiner jüdischen Wurzeln aufgeben. Ungeachtet aller Zulassungsbestimmungen ermöglichte der Nobelpreisträger Prof. Heinrich Wieland (1877-1957), Leiter des chemischen Instituts der Münchener Universität, die Fortsetzung des Studiums.

Weg in den Widerstand

In München fand Leipelt im Februar 1943 ein Flugblatt der "Weißen Rose", das zum Widerstand gegen das NS-Regime aufrief. Zusammen mit seiner Freundin Marie-Luise Jahn schrieb er es auf einer Reiseschreibmaschine mehrfach ab und reichte es an Freunde in Hamburg und München weiter. Bald schloss sich auch seine Schwester Maria der Aktion an.

Im Oktober 1943 wurde Leipelt in München verhaftet, seine Schwester einen Monat später. Im Dezember 1943 wurde auch seine Mutter Dr. Katharina Leipelt verhaftet. Sie beging unmittelbar nach ihrer Einweisung in das Hamburger Polizeigefängnis Fuhlsbüttel in ihrer Zelle Selbstmord.

Die Urteile - Hans und Maria Leipelt

Hans und Maria Leipelt mussten lange auf ihren Prozess warten. Am 13. Oktober 1944 wurde Hans Leipelt vom Volksgerichtshof in Donauwörth (Bayern) zum Tode verurteilt. Das Urteil wurde drei Monate später, am 29. Januar 1945, im Gefängnis München Stadelheim vollstreckt.

Seine Schwester Maria wurde am 14. April 1945 von amerikanischen Truppen aus dem Frauengefängnis in Bayreuth befreit, noch bevor der Volksgerichtshof den Prozess gegen sie und andere Angeklagte in Hamburg hätte eröffnen können. Nach dem Zweiten Weltkrieg emigrierte sie in die USA, wo sie als Dozentin für Biochemie an der Harvard University und am Massachusetts Institute of Technology lehrte. Sie starb 2008 im Alter von 83 Jahren in Concord (Massachusetts).

Am 18.7.1921 wurde Haus Leipelt geboren. 100 Jahre danach erinnert Björn Mensing in der Evangelischen Versöhnungskirche auf dem Gelände der KZ-Gedenkstätte Dachau im ökumenischen Coventry-Gebet an den Widerstandskämpfer, der gemeinsam mit seiner Freundin Marie-Luise Jahn das letzte Flugblatt der Weißen Rose vervielfältigte und verbreitete und die Familie von Professor Kurt Huber nach dessen Hinrichtung unterstützte. Hans Leipelt wurde am 29.1.1945 von der NS-Justiz in München-Stadelheim ermordet, Marie-Luise Jahn im April 1945 aus der Zuchthaus Aichach befreit. In ihren letzten Lebensjahren war Marie-Luise Schultze-Jahn oft als Zeitzeugin zu Gast in der Versöhnungskirche. Sie starb am 22.6.2010.