"Ein Euro ist 80 Cent wert." - Wie bitte? Die Aussage war nur ein Scherz des sprachgesteuerten Assistenzsystems Alexa, den sie sich am Wochenende während eines Seminars zum Thema Künstliche Intelligenz (KI) und Robotik in Beilngries bei Eichstätt erlaubte. Um in seinem Vortrag "Mein Leben mit Alexa" die Fähigkeiten seiner hellhörigen Assistentin vorzuführen, hatte der Vorstand des Industriemeisterverbandes, Bernhard Fürst, sich zuvor bei ihr nach dem Umrechnungskurs von Euro zu Yen erkundigt. Während das Gros der rund 50 Zuhörer lauthals lachte, war manche Miene geprägt von skeptischer Nachdenklichkeit im Blick auf KI im Alltag.

Millionen Deutsche nutzen inzwischen die Sprachassistentin Alexa. Wie genau mit den aufgenommenen Daten der Nutzer umgegangen wird, weiß außer dem Anbieter jedoch keiner so genau.

Der Hersteller des Assistenzsystems beschäftigt nämlich weltweit Tausende Mitarbeiter, die Aufnahmen von Alexa abtippen, "um den Dienst weiter zu verbessern", wie der Konzern auf Nachfrage beschwichtigt.

Doch wie kann man sicher sein, dass diese Daten wirklich nur diesem Zweck zugeführt werden? Diese Frage hat sich auch Lars Larsen, Dozent für Maschinelles Lernen und Künstliche Intelligenz an der Universität Augsburg, gestellt. In die eigenen vier Wände habe er sich die elektronische Assistentin zwar nie geholt, aber seine Eltern hätten die Sprachassistentin früher genutzt. Als der laissez-faire-Umgang mit den Daten der Nutzer bekanntwurde, "haben wir dann auch den Stecker gezogen", erzählt Larsen.

Prinzipiell befürwortet der Informatiker zwar den Einzug von Künstlicher Intelligenz und Robotik in den Alltag und betont vor allem die Arbeitserleichterung, die eine Robotisierung von lästigen, repetitiven Aufgaben mit sich bringe.

Um diese Technik allerdings angemessen in unsere Welt zu integrieren, "müssen wir uns reflektiert mit der Herausforderung auseinandersetzen und alle gemeinsam daran arbeiten", so Larsen.

Dabei sei es wichtig, Abstand vom Bild der fiktionalen Roboter wie dem "Terminator" zu gewinnen, denn die Robotik habe schon längst Einzug in den Alltag gehalten. Sei es der Industrieroboter, der bei der Autofertigung verwendet wird, oder der vollautomatische Rasenmäher, der durch die Gärten rollt. KI und Robotik werden früher oder später alle betreffen, weshalb es eines Schulterschlusses der verschiedenen Disziplinen wie der Ethik, der Soziologie, der Rechtswissenschaften und der Politik bedürfe, um die richtigen Rahmenbedingungen für diese Integration zu schaffen, so Larsen.

Bei der anschließenden Roboterpräsentation stellte Götz Winterfeldt vom Deggendorf Institute of Technology zwei Pflegeroboter vor, die bereits seit 2016 für den privaten Verbraucher erhältlich sind. Die Einsatzmöglichkeiten dieser Roboter sind divers, ihre Funktionen gegenwärtig allerdings auch noch durchwachsen. So wiederholte "Pepper" gebetsmühlenartig etwa 30 Mal den Satz "Ich habe ein Gesicht entdeckt", bis seine Programmierung ihm den Mund verbat und sich die 28 Kilogramm schwere Quasselstrippe über Kopfschmerzen beklagte. Natürlich sehr zur Belustigung des Publikums, welches die anfängliche Scheu schnell ablegte, als sie merkte, wie unvollkommen und menschelnd die beiden Roboter sind.

Beim Einsatz der Roboter in der Pflege hat Winterfeldt Ähnliches beobachtet.

Die ersten zwei bis drei Tage fremdelten die Pflegebedürftigen noch etwas, aber nach dieser kurzen Eingewöhnungsphase sei die Akzeptanz für die Roboter erstaunlich groß.

So leitete der kleinere "Nao" etwa Übungen zur Sturzprophylaxe. "Pepper" ermöglichte schwer an Krebs erkrankten Kindern die Teilnahme am Schulunterricht, indem der Roboter als Avatar ins Klassenzimmer ging und ein Livestream über das Tablet die Klasse und den Erkrankten verband.

Angesichts des demografischen Wandels sieht Winterfeldt ein enormes Bedürfnis und Wachstumspotenzial für Roboter in der Pflege. Wie er jedoch abschließend mahnte, dürfe die Personaleinsparung niemals die einzige Maßgabe zum Einsatz solcher Maschinen werden.