Wie hoch ist die exakte Sieben-Tages-Inzidenz? Darf ich jetzt wieder zum Friseur? Und welche Schulkinder dürfen wann und wie genau wieder in die Schule? Wenn es um das Thema Corona geht, dreht sich meistens fast alles - verständlicherweise - um die eigenen Lebensumstände.

Doch wie ist die Situation in anderen Ländern? Schlaglichtartig schildern Medien manchmal die Lage in einzelnen großen Ländern wie den USA oder im "Corona-Muster-Land" Australien.

Länder des globalen Südens fallen dabei oft durchs Raster. Mission EineWelt schildert die Lage in vier Partnerländern der bayerischen Landeskirche.

Tansania

Das ostafrikanische Land mit seinen rund 56 Millionen Einwohnern sorgte schon zu Beginn der Corona-Pandemie im Frühjahr 2020 für skurrile Schlagzeilen. Die Regierung hatte damals im April zu drei Gebetstagen gegen Covid-19 aufgerufen und anschließend das Land mit der Aussage "Der Glaube hat gesiegt!" für coronafrei erklärt. Weil die Zahl der Erkrankten und der Toten im Januar und Februar 2021 nun stark gestiegen ist, hat die Regierung ihren Kurs geändert und zu Schutzmaßnahmen aufgerufen.

Ab sofort kann man nach Einschätzung der Experten von Mission EineWelt auch in Tansania wieder eine Maske tragen, ohne "in den Verdacht zu geraten, ein politisches Statement" gegen die Regierung abgeben zu wollen. Die evangelische und katholische Kirche hatten sich vor einiger Zeit mit einer Stellungnahme zu Wort gemeldet, die mit der Aussage "Beten alleine recht nicht!" überschrieben war. Nach offiziellen Angaben gab es in Tansania bislang 509 bestätigte Fälle und 21 Tote - wie aussagekräftig diese Zahlen sind, ist unklar.

Papua-Neuguinea

Im dünn besiedelten Inselstaat Papua-Neuguinea findet das öffentliche Leben weiterhin unbeeinträchtigt von irgendwelchen Corona-Maßnahmen oder Regulierungen statt. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation liegt die Zahl der bestätigten Fälle bei 1.492, die Zahl der Covid-19-Toten bei 16. Wirklich getestet wird aber kaum - und wenn, dann vor allem in der und um die Hauptstadt Port Moresby. Inzwischen mehren sich allerdings die Berichte aus vielen Landesteilen Papua-Neuguineas über gehäufte Fälle von Lungenfunktionsstörungen.

Es ist allerdings meist nicht zu klären, ob dafür Corona oder nicht eine normale Grippe oder Tuberkulose verantwortlich ist. Den Experten von Mission EineWelt zufolge gibt es zudem eine aktive Corona-Leugner-Szene, deren Inhalte sich aus religiösen Motiven und Verschwörungstheorien zusammensetzen. Überschneidungspunkte gibt es zu Leugnern von HIV/Aids, die ähnlich argumentieren und behaupten, Christen hätten eine gottgegebene Immunität gegen Seuchen.

Brasilien

Der brasilianische Präsident Jair Bolsonaro gehört seit Beginn der Pandemie zu den Verharmlosern und Leugnern der Pandemie. Sein Land ist von der WHO als Gebiet mit einem besonders hohen Infektionsrisiko eingestuft worden, die offizielle Zahl der Infizierten liegt bei rund 10,9 Millionen Menschen, die der Toten bei mehr als 263.000. Die lutherische Kirche (IECLB) hat sich mit einem fast flehenden Statement an die Öffentlichkeit gewandt: "Wie lange werden die Menschen noch verantwortungslos handeln? Wie lange werden Menschen die Ernsthaftigkeit dieser Krise noch leugnen?"

Nach Informationen von Mission EineWelt sterben im Schnitt mehr als 1.000 Menschen pro Tag mit oder an Corona, das gesamte Gesundheitssystem ist massiv überlastet und bricht zusammen, viele Krankenhäuser haben keine Kapazitäten mehr. In den sozialen Medien versuchen Menschen das aktuelle Chaos und die Verzweiflung in dem 212-Millionen-Einwohner-Land zu dokumentieren - einen echten Überblick hat aber wohl niemand.

Hongkong

In der 7,5-Millionen-Einwohner-Metropole Hongkong gehen die Menschen mit großer Gelassenheit mit dem Thema Corona um - vermutlich auch wegen der Erfahrungen mit der Lungenkrankheit SARS. Die bestehende Maskenpflicht ist für die Hongkonger kein Problem, schon vor Beginn der Pandemie haben viele Menschen gerade im öffentlichen Raum oder den Verkehrsmitteln Maske getragen. Mit offiziell etwas mehr als 11.000 Infizierten und 202 Todesfällen sind die Zahlen in der Sonderverwaltungszone der Volksrepublik China vergleichsweise gering, bislang gab es keine kompletten Shutdowns.

Das öffentliche Leben wurde zu Beginn des Jahres leicht eingeschränkt, Restaurants hatten zum Beispiel eingeschränkte Öffnungszeiten, kulturelle Einrichtungen blieben geschlossen. Darüber hinaus gab es regional unangekündigte Shutdowns von einzelnen Gebäudekomplexen, in denen man ein Ausbruchsgeschehen vermutet hatte. Die Bewohner mussten dort Covid-19-Tests machen und in Quarantäne bleiben.