Das wanderbegeisterte Ehepaar Horst und Waltraud Zinnert aus Bischofsgrün ist blind. Doch die beiden lassen sich von ihrem Schicksal nicht unterkriegen und organisieren im Fichtelgebirge für andere Blinde Urlaube, Wanderfreizeiten und kleinere Touren in der näheren Umgebung.
Der gebürtige Bischofsgrüner Horst Zinnert konnte bis zu seinem 16. Lebensjahr sehen, ehe seine Sehnervzellen abstarben und er vollständig erblindete.
"Zuerst denkt man, es geht nicht mehr weiter", bekennt der humorvolle junge Mann. Doch dann absolvierte Zinnert eine Ausbildung zum Masseur, medizinischen Bademeister und Physiotherapeuten. Heute führt er eine Praxis in seinem Heimatort.
Seine Frau Waltraud stammt aus Eschenbach und hatte eine Sehbehinderung, die sich schleichend verschlechterte – bis zur vollständigen Erblindung.
"Das war schon ein riesen Schrecken für mich", sagt die couragierte Frau, die heute bei einer Telefonvermittlung tätig ist, "und ich bin natürlich erst einmal in ein dunkles Loch gefallen, doch dann kam mir 2012 die Idee mit dem tastbaren Ortsplan."
Bald steckte sie ihren Mann mit der Idee an, und die beiden wandten sich an den Bürgermeister und den Tourismusverband und suchten Sponsoren. Heute hängt der Ortsplan in Blindenschrift im Tourismusverband aus und ist für viele blinde und sehbehinderte Touristen zu einem unverzichtbaren Begleiter geworden.
Doch das sollte nicht die einzige Aktivität von Horst und Waltraud Zinnert bleiben. Mit Unterstützung von ehrenamtlichen Mitarbeitern bieten sie unter dem Titel "Begegnung auf Augenhöhe" Freizeiten für Sehende und Nicht - sehende an, organisieren Wanderungen für blinde Urlauber und Wanderfreizeiten.
"Seit zehn Jahren gibt es das Schlagwort barrierefreier Tourismus, und viele Orte wurden daraufhin getestet", erklärt Horst Zinnert, "doch die Erfahrungen im Bereich der Barrierefreiheit für Sehbehinderte waren leider nicht sehr gut. Deshalb haben wir uns entschlossen, in Bischofsgrün etwas auf die Beine zu stellen."
So wurde der Hotel-Gasthof "Siebenstern", aus dem Horst Zinnert stammt, zu einem Vorreiter für Speisekarten in Blindenschrift. Im Hotel selbst gibt es im Eingangsbereich und auf den Fluren sogar Leitstreifen, damit die Urlauber mit ihren Blindenstöcken den Weg finden können.
Auch die evangelische Kirchengemeinde Bischofsgrün mit Pfarrerin Beate Winkler tut einiges, um sehbehinderte und blinde Menschen zu integrieren. In Zusammenarbeit mit dem Ehepaar Zinnert wurde ein tastbarer Kirchenführer veröffentlicht. Außerdem engagiert sich Waltraud Zinnert bei der Vor bereitung und Durchführung von Familiengottesdiensten. Da versteht es sich schon fast von selbst, dass der Blindenhund Cowboy das Hochzeitspaar Horst und
Waltraud einst zum Traualtar führte.
(Der Artikel erschien erstmals 2018 und wurde aktualisiert)
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