Manchmal gehen Gisela Eckhard die Lieder aus dem Pop-Oratorium gar nicht mehr aus dem Kopf: "Wenn wir am Abend vorher Probe hatten, dann erwische ich mich immer wieder mal dabei, dass ich tagsüber ein Stückchen daraus singe", sagt die Chorsängerin aus Kissing.
Eckhard kennt die 20 Chor-Stücke aus dem Pop-Oratorium "Luther" mittlerweile gut. Zusammen mit dem Friedberger Gospelchor "Colours" und knapp 30 weiteren Sängerinnen und Sängern hat sie die Songs seit einem halben Jahr geprobt. Am Samstag, 18. März, ist es nun soweit: Dann nehmen die insgesamt gut 50 Sänger des Projektchors mit ihrer Leiterin Beate Anton an der Mammut-Vorstellung in der Münchner Olympiahalle teil. Mehr als 2.000 Musiker führen das Oratorium dort auf.
Halbe Gemeinde fährt mit
"Uns hat es richtig gepackt – schon beim ersten Mal", erzählt Beate Anton. Die Chorleiterin nimmt mit dem Gospelchor der Friedberger Kirchengemeinde "Zum Guten Hirten" bereits zum dritten Mal an einem Chor-Großprojekt teil. Bei "Die Zehn Gebote" haben die Friedberger mitgesungen und bei "Amazing Grace".
"Es war jedesmal beeindruckend", sagt die Musikpädagogin. Diesmal freilich ist die Vorfreude besonders groß. Denn das Oratorium wird in München aufgeführt, praktisch vor der eigenen Haustür. Die halbe Gemeinde habe sich Karten besorgt, erzählt Anton. "Nicht nur wir Chorsänger werden daher die Aufführung miterleben, sondern auch viele Gemeindemitglieder." Das bleibe sicher nicht ohne Auswirkungen auf den Zusammenhalt in der Gemeinde, meint die Chorleiterin.
An diesem Abend treffen sich die Sängerinnen und Sänger zu einer letzten Auffrischungsprobe in der Zachäuskirche im Friedberger Stadtteil Stätzling. Die bunt gemischte Sänger-Truppe kommt aus unterschiedlichen Orten. Bernhard Schöner etwa ist von Fischach aus gut 30 Kilometer zur Probe gefahren. Die Zeit dafür nehme er sich einfach: "Es ist doch toll, in einem so großen Chor zu singen", sagt er. Gerade als Tenor sei man im Chor oft alleine. "In München werde ich vielleicht zwischen 200 anderen Tenören stehen. Das ist großartig."
Vorstellung auch in Friedberg
Auch Ulla Neumann aus Friedberg freut sich auf das Großereignis. Sie besuche selbst oft Musicals, erzählt sie. "Da ist es toll, einmal selbst mitzusingen. Auch wenn man nur ein kleines Stimmchen ist." Genau deshalb war auch Beate Anton vor ihrem ersten Chor-Großereignis skeptisch: "Ich hatte das Gefühl, der einzelne Sänger könnte in der Masse verschwinden." Doch die Dynamik und die Wirkung auf den eigenen Chor hätten sie beeindruckt: "Das waren wichtige Impulse für uns."
Ähnliches erhofft sie sich nun auch von den Auftritten in München – und in Friedberg. Denn am 29. Oktober führt sie mit dem Chor das Oratorium in der katholischen Friedberger Stadtpfarrkirche auf. Dann, so ist sie sicher, werden auch dort "die Besucher nach Hause gehen und den einen oder anderen Ohrwurm im Kopf haben".
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Deutschlandtournee im Lutherjahr
Das Pop-Oratorium "Luther" wurde zum 500-jährigen Reformationsfest komponiert. Die Uraufführung fand am 31. Oktober 2015 (Reformationstag) in der Dortmunder Westfalenhalle statt. Im Jubiläumsjahr 2017 gibt es eine bundesweite Tournee. In sieben Städten war "Luther" bereits zu hören. Am 18. März ist München dran, am 26. August Wittenberg. Schlusspunkt ist die Aufführung in Berlin am 29. Oktober. Für jeden Aufführungsort bildet sich ein eigener Projektchor mit bis zu 3.000 Sängern. Die Mammut-Chöre wiederum bestehen aus vielen kleinen regionalen Projektchören. Mitmachen kann jeder – ob Chormitglied oder Einzelsänger. In der Kirche muss man nicht sein.
Link-Tipp
Alle Aktivitäten der Lutherdekade auf einen Blick: Auf der Webseite www.lutherpedia.de finden sich Reportagen, Tipps und Hintergrundinformationen zur Reformationsdekade - multimedial und interaktiv.