Kein Licht, nirgends. Dauerzustand: dunkel. Ein Sog in die Tiefe der Traurigkeit, dem selbst die stärksten Männer hilflos ausgeliefert sind. Die Bibel wählt für diesen Seelenzustand die Bezeichnung "böser Geist". Solch eine mythische Macht bedrängte Saul, den ersten König Israels. Dessen Geschichte trage die existenzielle Tiefe griechischer Tragödien, befand der Alttestamentler Gerhard von Rad. Warum? Weil die Lebensgeschichten zweier Kinder Sauls – Tochter Michal und Sohn Jonatan – untrennbar mit seinem Schicksal als gottverlassenem König verwoben sind.
Vorgestellt wird Saul als "junger, schöner Mann und es war niemand unter den Israeliten so schön wie er, eines Hauptes länger als alles Volk". Er war Sohn des Kisch, eines angesehenen Herdenbesitzers, der in den Bergen nördlich Jerusalems lebte. Eines Tages bemerkt Kisch, dass Eselinnen entlaufen sind; er schickt Saul mit einem Knecht los, sie zu suchen. Die beiden finden sie nicht. Aber sie treffen einen Propheten, der sich in der Nähe aufhält. Dieser "Mann Gottes" heißt Samuel und hatte seinerseits von Gott den Auftrag erhalten, Saul zum "Fürsten des Herrn" zu salben. So geschieht es. Einigermaßen verdutzt fügt sich Saul in sein Schicksal. Wenig später stellt Prophet Samuel dem Volk Saul als ersten König Israels vor.
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