In den westdeutschen Bundesländern fehlen laut einer Studie in den kommenden fünf Jahren 20.400 bis 72.500 Kita-Fachkräfte. Das entspricht vier bis 15 Prozent des Personalbestands in Kindertageseinrichtungen im Jahr 2019, wie aus der am Montag vorgestellten Untersuchung des Deutschen Jugendinstituts (DJI) in München und der Technischen Universität Dortmund hervorgeht. Den Berechnungen zufolge reichen die absehbaren Neuzugänge bei weitem nicht aus, um den Personalbedarf zu sichern. In den ostdeutschen Ländern würden hingegen bald schon mehr Fachkräfte ausgebildet als benötigt, hieß es.

Der Betreuungsbedarf in Westdeutschland

"Da in den westdeutschen Ländern der Personalbedarf kurzfristig sehr hoch ist, sind vor allem schnell wirkende Lösungsansätze gefragt, um weiteres Personal zu gewinnen", sagte DJI-Direktor Thomas Rauschenbach. Um den Betreuungsbedarf bis zum Jahr 2025 zu decken, würden in Westdeutschland zwischen 460.000 bis 630.000 zusätzliche Plätze in den Kitas benötigt. Das sind laut Rauschenbach zwischen 18 und 24 Prozent der im Jahr 2019 vorhandenen Kita-Plätze.

Obwohl in Deutschland seit 2006 etwa 700.000 neue Plätze in Kitas und Tagespflege für Kinder bis zur Einschulung geschaffen worden seien, sei die Schere zwischen Angebot und Nachfrage in den westdeutschen Ländern zuletzt weiter auseinandergegangen.

"Die Dynamik des Ausbaus muss deshalb noch einmal deutlich gesteigert werden", forderte Co-Autorin Christiane Meiner-Teubner von der TU Dortmund. Würde sich lediglich die bisherige Ausbaugeschwindigkeit fortsetzen, könne der Platzbedarf für Kinder unter drei Jahren erst zwischen den Jahren 2028 und 2030 gedeckt werden und für Kinder zwischen drei Jahren und dem Schuleintritt erst in den Jahren 2023 bis 2026.

Andere Lage in Ostdeutschland

Deutlich anders stellt sich die Lage in Ostdeutschland dar, wie die Untersuchung zeigt: Sofern die Ausbildungszahlen weiterhin stabil und die aktuellen Personalschlüssel unverändert bleiben, werden dort deutlich mehr Fachkräfte ausgebildet als in den Kitas gebraucht werden. "In den ostdeutschen Ländern könnte daher eine Qualitätsoffensive gestartet werden, mit der die immer wieder kritisierten Personalschlüssel verbessert werden könnten", schreiben die Autoren.

Von einer Senkung der Ausbildungskapazitäten wird abgeraten, denn von den verfügbaren Fachkräften könnten andere Arbeitsfelder profitieren wie beispielsweise die ganztägige Betreuung von Grundschulkindern.

Der Finanzbedarf des in der Studie geforderten Kitaplatz- und Personal-Ausbaus wäre erheblich: Bis zum Jahr 2030 ist jährlich mit zusätzlichen Betriebskosten von deutschlandweit bis zu neun Milliarden Euro und Investitionskosten in Höhe von jährlich maximal knapp drei Milliarden Euro zu rechnen.