Was ist eine Sekte? 

Als Sekte wird laut der Bundeszentrale für politische Bildung eine Glaubensgemeinschaft bezeichnet, "die sich von einer größeren Gemeinschaft (man sagt auch 'Mutterreligon')" abgespalten hat. Sekten gebe es daher in allen Religionen.

Ursprünglich wertneutral, ist der Begriff "Sekte" inzwischen hauptsächlich negativ konnotiert. Verstanden wird darunter meist eine Gemeinschaft, die ihre Mitglieder manipuliert, sodass diese nahezu willenlos einer bestimmten Führungsinstitution folgen.

"Mitglieder gelten als fanatisch, weil sie nicht bereit sind, sich mit kritischen Fragen auseinanderzusetzen."

Die Sektenberatung der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern (ELKB) betont auf ihrer Webseite das Problem der Fassbarkeit des Phänomens. Nach dem Schweizer Religionswissenschaftler Georg Otto Schmid sei eine Sekte "eine Gemeinschaft, durch welche Menschen eine erzwungene Abgabe von Freiheit erleben." Die Wahrnehmung dessen sei jedoch stark subjektiv. 

"Es wird klar, dass dieselbe Gemeinschaft von unterschiedlichen Menschen in ihrer Sektenhaftigkeit sehr verschieden erlebt werden kann", so Schmid. 

Wie erkenne ich eine Sekte?

Um zu erkennen, ob es sich bei einer Gruppe um eine Sekte handelt, gilt es, entsprechende Tendenzen zu identifizieren. Im Gespräch mit dem Sonntagsblatt benannte der Sektenbeauftragte der bayerischen Landeskirche, Matthias Pöhlmann, die wichtigsten: 

1) Anspruch auf Exklusivität 

Eine extremes Exklusivitätsdenken spricht dafür, dass eine Glaubensgemeinschaft sektiererische Tendenzen hat. Denkweisen wie: "Wir sind die gerettete Gemeinschaft, die Welt da draußen ist dem Untergang geweiht", oder: "Nur wir haben das höhere Wissen" sind laut Pöhlmann typische Signale.

Damit verbunden sei häufig auch die Tatsache, dass nur bestimmte Gurus, Meister oder Leitungsgremien Zugriff auf "die ganze Wahrheit" haben. 

2) Sozialstruktur

In Sekten gängig ist laut dem Sektenbeauftragen auch eine Sozialkontrolle bis hin zur Bewusstseinskontrolle: "Das heißt, das Denken und Fühlen wird stark von der Gruppe vorgegeben."

3) Kritikresistenz

Wie kritikfähig ist eine Gemeinschaft? Dürfen Zweifel geäußert werden? Auch die Antworten auf diese Fragen können Aufschluss darüber geben, ob es sich bei einer Gemeinschaft um eine Sekte handelt.

4) Abhängigkeitsverhältnis

Sind einzelne Mitglieder stark von einer Führungsperson, einem Gremium, oder ähnlichem abhängig, ist auch dies ein typisches Merkmal. 

5) Einfaches Weltbild

Gibt es für jedes Problem scheinbar eine einfache Lösung und es muss weder überprüft noch selbst gedacht werden, kann dies ein Hinweis darauf sein, dass freies Denken unterbunden wird. 

6) Mitgliedschaft

Nur wer sich einer Gemeinschaft radikal anschließt, Mitglied wird und langfristig auch Geld in Form von Spenden oder Mitgliedsbeiträgen aufbringt, gehört dazu – ein klares Zeichen dafür, dass hier Strukturen einer Sekte gegeben sind. 

7) Abgrenzung von der Gesellschaft

Um Schulterschluss und Gemeinschaft zu demonstrieren, gelten in den meisten Sekten klare Regeln für das Alltagsleben wie Kleidungsvorschriften, verpflichtende Rituale oder den Umgang mit Andersgläubigen.

8) Kontrolle

Hat das Nichtbeachten von vorgegebenen Regeln Konsequenzen und wird gar überwacht, was Einzelne tun oder nicht tun, ist dies ein weiteres Warnsignal.

Checkliste der ELKB

Die Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern bietet eine Checkliste als PDF an zu der Frage: "Wie erkennt man eine sektierische Gruppe?" Hier geht es zum Download.

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