Josef Schuster bleibt für weitere vier Jahre Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland. Der 64-jährige Mediziner wurde am Sonntag vom Präsidium des Zentralrats in Frankfurt am Main einstimmig im Amt bestätigt.

Schuster will sich weiterhin für eine sichere jüdische Zukunft in Deutschland einsetzen und seine Stimme gegen bedenkliche gesellschaftliche Entwicklungen erheben. "Auch in Zeiten eines wachsenden Antisemitismus lassen wir uns nicht entmutigen", sagte er. "Wir werden unseren Beitrag zu einem toleranten und weltoffenen Deutschland leisten."

Marx und Bedford-Strohm gratulieren zur Wiederwahl

Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz Kardinal Marx schätzt Schuster als Kooperationsparnter und bescheinigt ihm, dass er differenziert und sachlich auf Integrationsprobleme hinweist, ohne die Flüchtlinge oder die Muslime als Gruppe anzugreifen.

Auch der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, lobt die gute Zusammenarbeit mit Schuster. "Er ist ein Glücksfall nicht nur für das Judentum in Deutschland, sondern auch für unser ganzes Land", erklärte er. "Ich freue mich darauf, seine starke und kluge Stimme in der Öffentlichkeit auch zukünftig zu hören."

Die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, Charlotte Knobloch ist von Schusters Sachkenntnis und Fingerspitzengefühl besonders beeindruckt. In den schwierigen Zeiten, da Judenhass in Gesellschaft und Politik wieder aufflamme, sei Schusters Wiederwahl das richtige Signal, erklärte sie. Knobloch war von 2006 bis 2010 Präsidentin des Zentralrats.

Rabbiner für die Bundeswehr und zentrales Meldesystem für antisemitische Vorfälle

Als seine Ziele für den Zentralrat hatte Schuster vor seiner Wahl unter anderem die Einführung von Rabbinern bei der Bundeswehr, ein bundesweites Meldesystem für antisemitische Vorfälle und die Realisierung der Pläne für eine Jüdische Akademie genannt. Der Zentralrat vertritt die politischen und gesellschaftlichen Interessen von rund 98.000 Jüdinnen und Juden in Deutschland. Das oberste Gremium, die Ratsversammlung mit knapp 100 Delegierten, war am Sonntag in Frankfurt zusammengetreten.

Schuster wurde 1954 wurde im israelischen Haifa geboren. Seine Familie hat jahrhundertealte Wurzeln in Unterfranken. Sein Vater David stammt aus Bad Brückenau. 1938 zwangen die Nazis die Familie dazu, Deutschland zu verlassen, 1956 kehrten sie zurück nach Würzburg. In den 60er Jahren war David Schuster treibende Kraft für den Neubau der 1970 eingeweihten Würzburger Synagoge.

Josef Schuster studierte Medizin in Würzburg. Seit 1988 hat der verheiratete Vater von zwei Kindern eine eigene internistische Praxis. Seit vielen Jahren schon übernimmt er an christlichen Feiertagen wie Weihnachten oder Ostern regelmäßig ärztliche Not- oder Bereitschaftsdienste.