Das Judentum ist die älteste der drei monotheistischen Weltreligionen. Seine Geschichte reicht bis ins 2. Jahrtausend vor Christus zurück und bildet die Grundlage für das Christentum. Auch der Islam bezieht sich an vielen Stellen auf die jüdische Lehre.

Die Juden glauben an einen Gott, den sie Jahwe nennen.

Er hat sich dem Propheten Mose auf dem Berg Sinai gezeigt und ihm die Thora, den wichtigsten religiösen Text, übermittelt.

Gottesdienste in der Synagoge

Die Lesung aus der Thora steht im Mittelpunkt des Gottesdienstes in der Synagoge. Der Text ist im Christentum ein Teil des Alten Testaments und beginnt mit der Schöpfung der Welt, schildert die Flucht des jüdischen Volkes aus der Sklaverei in Ägypten sowie die Übergabe der Zehn Gebote und endet mit der Ansiedlung im heutigen Israel.

Juden glauben an Ankunft des Messias

Nach einer biblischen Überlieferung hat Gott mit allen Juden einen Bund geschlossen und ihnen als Nachfahren Abrahams das "gelobte Land" versprochen. Deswegen ist Israel auch für Juden, die in Deutschland leben, ein wichtiger Bezugspunkt ihrer Identität. Das jüdische Volk wartet auf die Ankunft des Messias, der Frieden in der Welt stiften wird. Erst dann werden auch die Verstorbenen wieder auferstehen.

Der wichtigste jüdische Feiertag ist der wöchentliche Schabbat, er beginnt am Freitagabend mit einem Familienessen und dauert bis zum nächsten Abend. Weil Gott am siebten Tag der Schöpfung ruhte, ist auch für die Juden an diesem Tag jede Form von Arbeit, wie Kochen, Schreiben oder Autofahren, nicht erlaubt.

Juden in Deutschland

Für Juden gelten bestimmte Speisevorschriften. Sie leiten sich aus der Thora ab und geben an, welche Lebensmittel koscher sind, also gegessen werden dürfen. Verboten sind beispielsweise Schweine und Meeresfrüchte sowie das gemeinsame Zubereiten von Fleisch und Milch.

Rund 95.000 Juden leben derzeit in Deutschland. Damit zählt das Judentum hierzulande zu einer der kleineren Religionsgemeinschaften. Juden glauben an einen Gott, der mit seinem Volk einen Bund geschlossen und ihm die Thora, die wichtigste religiöse Schrift, übermittelt hat.

Lange jüdische Tradition in Deutschland

Eine jüdische Tradition gibt es in Deutschland schon sehr lange, als gleichberechtigte Staatsbürger wurden die Juden aber erst spät anerkannt. Vor der Zeit des Nationalsozialismus lebten auf dem heutigen Gebiet der Bundesrepublik mehr als 500.000 Juden, nach Kriegsende waren es noch rund 15.000. Alle anderen waren ins Exil geflohen oder in Vernichtungslager deportiert worden.

Schon wenige Wochen nach Kriegsende bildeten sich in Deutschland wieder die ersten jüdischen Gemeinden. Sie kümmerten sich um Gottesdienste und Beerdigungen, aber auch um Krankenpflege und die Zuteilung von Lebensmitteln. Die meisten Gemeinden werden bis heute allerdings von Außenstehenden nur selten wahrgenommen.

"Zentralrat der Juden" als Dachverband

Durch den Fall der Mauer und den Zusammenbruch der früheren Sowjetunion stieg die Zahl der Juden in Deutschland innerhalb weniger Jahre sprunghaft an. Viele der Zuwanderer sind im Atheismus der sozialistischen Staaten groß geworden, zeigen aber trotzdem ein starkes Interesse an der jüdischen Kultur.

Gut die Hälfte der Juden in der Bundesrepublik ist in einer lokalen Gemeinde organisiert, Dachverband ist seit 1950 der Zentralrat der Juden. Er kümmert sich um die Pflege religiöser und kultureller Aufgaben sowie um die Vertretung politischer Interessen.

Antisemitismus immer noch Problem

Heute sind Synagogeneinweihungen in Deutschland keine Seltenheit mehr, es entstehen jüdische Schulen und Sportvereine. Die Hauptsynagoge in München etwa hat ihren Platz mitten in der Stadt. Sie steht allerdings ständig unter Polizeischutz, eine Herausforderung, mit der die jüdischen Gemeinden weiterhin leben.

Antisemitismus gibt es nach wie vor. Im Jahr 2022 wurden in Deutschland 2480 antisemitische Vorfälle gemeldet