Was bedeutet Nächstenliebe für Sie? 

Anika-Sergel Kohls: Für mich bedeutet Nächstenliebe, dass man genau hinschaut. Wenn sich Menschen anders verhalten als es die Konvention ist oder ich es erwarte, dann kann ich mich kopfschüttelnd abwenden oder ärgern – oder ich schau genauer hin und frage nach. Das Leben ist doch so vielschichtig und auch skurril in dem, was uns widerfährt. Da gibt es oft gute Gründe für auf den ersten Blick seltsames Verhalten. Reden hilft. Und wenn man dann gemeinsam über die Hürden des Lebens wieder lachen kann, wird vieles leichter.

Welche Bilder kommen Ihnen ins Gedächtnis, wenn Sie an Nächstenliebe denken?

Anika-Sergel Kohls: Ich kann "Nächstenliebe" nicht hören, ohne dass der steile Weg nach Jerusalem vor meinem inneren Auge auftaucht. Als Studentin bin ich da mal gewandert. Von den Qumranhöhlen aus immer nach oben, und dann dachten wir, den Rest schaffen wir auch noch. Der schattenlose Weg zog sich schmerzlich. Unser Wasser wurde knapp. Der Beduinenjunge mit Esel und einem ledernen Trinkschlauch sah aus wie aus der Kinderbibel, aber er war echt und bot uns tatsächlich sein Wasser an. 

Wann haben Sie zuletzt Nächstenliebe erfahren?

Anika-Sergel Kohls: Ich? – Ständig. Ich betrete den Bahnsteig und der Schaffner macht eine anfeuernde Geste statt abzuwinken und schon mal loszufahren. Ein Kollege liest eine E-Mail mit, die er gar nicht hätte beachten müssen, aber er verhindert ein Desaster, indem er zurückmeldet "Super Text, aber das Veranstaltungsdatum ist falsch." – Oder zuhause:  Wir beäugen den Muttertag alle mit etwas ironischer Distanz, aber meine Töchter backen trotzdem Kuchen mit Zuckereinhörnern drauf. Wenn Menschen mir etwas Gutes tun, das sie nicht müssten, dann bin ich die glückliche Nächste und freue mich, dass ich geliebt bin.

Erleben Sie in Ihrem Beruf Nächstenliebe?

Eine ältere Dame aus der Gemeinde ruft mich aufgeregt an. "In einer Stunde soll ich im Impfzentrum sein. Ich weiß gar nicht, wie ich dahinkommen soll." Neben einer Zoomkonferenz rumtelefonierend finde ich einen Herrn, der bereit ist, sofort zu fahren. Am Sonntag will ich ihr zur Impfung gratulieren, da erfahre ich, dass sie es sich nach dem Arztgespräch anders überlegt hat. Zerknirscht bedanke ich mich beim eingesprungenen Fahrer. Der lacht nur. "Wenn’s wieder ist, ruf nochmal an."
 

Lagois-Fotowettbewerb 2021 Nächstenliebe

Teilnahmebedingungen Lagois Fotowettbewerb

Lagois Fotopreis

Der Lagois-Fotopreis zum Thema "Nächstenliebe" ist mit insgesamt 4.000,- Euro dotiert. Der Fotopreis wird in zwei Kategorien vergeben. 

  1. Der Fotopreis in Höhe von 2.500,- Euro richtet sich an Profifotografinnen und -fotografen. 
  2. Der Jugendpreis richtet sich an Jugendliche und junge Erwachsene zwischen 14 und 27 Jahren. Er wird von der Evangelischen Jugend in Bayern und der Stiftung Evangelische Jugendarbeit gefördert. Der Jugendpreis ist mit fünfmal 300,- Euro dotiert. Eingereicht werden dürfen auch Gruppenarbeiten. Minderjährige müssen eine Einverständniserklärung beifügen.

Eingereicht werden können Bilder und Serien mit maximal zehn Fotos. Die Bilder müssen innerhalb der letzten drei Jahre entstanden sein. Es werden ausschließlich Fotos akzeptiert, auf denen Bildteile weder hinzugefügt noch entfernt worden sind (Composing). Eine Auswahl der Fotos aller Teilnehmerinnen und Teilnehmer wird in der Wanderausstellung präsentiert.

Für die Bewerbung ist ein PDF-Dokument in A4 mit folgendem Inhalt einzureichen:

  • Kurzlebenslauf mit Kontaktdaten (Mail, Webseite, Telefon)
  • 5-10 Fotografien
  • Kurzbeschreibung des Projekts / der Reportage
  • bei minderjährigen Bewerbern: Einwilligungserklärung der Erziehungsberechtigten

Einsendeschluss für den Lagois-Fotowettbewerb ist Montag, 28. Juni 2021.