Fröttmaning gehört zu den ältesten Siedlungen München. Am 19. April 815 wurde es als "ad Freddamaringun; in loco Freddimaringa" erstmals urkundlich erwähnt. Der Name leitet sich vom Namen Fridumar ab ("der Friedfertige"). Und die Geschichte der Kirche beginnt schon lange vorher.

Das Fröttmaninger Sippenoberhaupt Situli machte der Urkunde zufolge damals eine hölzerne Kirche samt zugehörigem Ackerland dem Freisinger Bistum zum Geschenk. Die Kirche wurde daraufhin von Bischof Hitto von Freising geweiht. Dass sich an der Stelle der Kirche einst eine keltische Opferstätte befand, stellte sich heraus, als 1971 bei Reparaturarbeiten nach einem Glockendiebstahl ein keltischer Rundaltar mit schwarzverwitterten Tuftstein gefunden wurde.

Der heutige spätromanische Bau mit seinen wuchtigen Mauern entstand zum größten Teil Anfang des 13. Jahrhunderts. Teile der Kirche stammen jedoch sogar aus der Zeit vor 815. Seit dem Abbruch der Jakobskirche in der Münchner Innenstadt 1955 ist Heilig Kreuz damit der älteste vollständig erhaltene Kirchenbau im Münchner Stadtgebiet.

Heilig-Kreuz-Kirche Fröttmaning ist typische Chorturmkirche

Die Heilig-Kreuz-Kirche ist eine der für das Bistum Freising damals typische Chorturmkirchen. Der romanische Turm mit Rundbogenfenstern und Fries ist achtzehn Meter hoch, die Kirche selbst ist fünfzehn Meter lang und fast sieben Meter breit. Der mit Schießscharten versehene einstige Wehrgang ist im Maueransatz im Inneren noch zu erkennen.

Besonders selten und in Deutschland einzigartig sind die direkt auf die roten Ziegel des Innenraumes mit Kalkfarbe gemalten romanischen Fresken, die 1981 bei Renovierungsarbeiten entdeckt und teilweise freigelegt wurden. Die gemalten Kreise um einen Lebensbaum symbolisieren die Sonne.

Bei einer der Wandmalereien handelt es sich um die älteste Christus-Darstellung in Bayern. Die übrige Ausstattung der Kirche stammt vorwiegend aus der Barockzeit. Das von Asamschülern um 1740 gemalte Deckenfresko zeigt die Verehrung des Heiligen Kreuzes das Kaiser Herakleios 629 aus Jerusalem zurückbrachte.

Autobahn und Allianz Arena: Kirche mehrmals vom Abbruch bedroht

In den 1930er Jahren wurde Heilig Kreuz Filialkirche von St. Albert in München-Freimann. Mehrmals war die Kirche von Abbruch bedroht. Beim Bau des Münchner Autobahnrings erreichten umtriebige Bürger unter Leitung des Kirchenpflegers von St. Albert, Ludwig Maile, die Verschiebung des Autobahnkreuzes München-Nord, dessen Abzweigung Richtung Salzburg den ursprünglichen Planungen zufolge genau über Friedhof und Kirche verlaufen wäre. Seit dem Abbruch der letzten Höfe für den Autobahnbau 1969 steht Heilig Kreuz frei.

Bis 1971 verwahrloste die Kirche und wurde ausgeplündert. Wertvolle Kunstwerke und die beiden Glocken aus dem 15. Jahrhundert gingen verloren. 1984 plante man, den Müllberg bis zur Kirchenmauer zu erweitern. Nach erneuten Bürgerprotesten wurde jedoch auch dieser Plan zurückgenommen.

Später setzte sich die Bürgerinitiative ein drittes Mal für die Kirche ein, diesmal für die Berücksichtigung des kirchlichen Baudenkmals im Bebauungsplan der nahe gelegenen Allianz Arena. Die Rettungsstraße samt ihrer Brücke musste zweihundert Meter nach Süden verlegt werden.

Kunstwerke in Fröttmaning

Als "Kunst am Bau"-Projekt für die Allianz Arena lobte die Stadt München 2004 einen internationalen Wettbewerb aus, der den Fröttmaninger Berg in den Wettbewerbsbereich einbezog. Der Vorschlag "Versunkenes Dorf" des Münsteraner Künstlers Timm Ulrichs setzte sich einstimmig durch.

Bei seiner "Landschaftsinstallation" steht das Verschwinden von Fröttmaning im Mittelpunkt: 2006 wurde etwa 150 Meter südlich der Heilig-Kreuz-Kirche aus bemalten Betonfertigteilen ein nicht begehbarer Doppelgänger der romanischen Kirche in Originalgröße geschaffen, der im Fröttmaninger Müllberg zu versinken scheint.. Das surreal-melancholische Kunstwerk wirkt wie durch die irritierende Verdoppelung wie Verlustanzeige des an diesem Ort Verschwundenen.

Kurzbeschreibung Heilig-Kreuz-Kirche Fröttmaning

Die Katholische Filialkirche Heilig Kreuz ist heute der älteste erhaltene Kirchenbau im Münchner Stadtgebiet – zugleich und das einzige Zeugnis eines untergegangenen Dorfes: Fröttmaning. Umtost vom Lärm des Autobahnkreuzes München-Nord hat die gedrungene romanische Kirche im Schatten der Allianz-Arena einen Doppelgänger, der im Müllberg zu versinken scheint. Das Kunstprojekt von Timm Ulrichs erinnert an ein "Versunkenes Dorf".