Gemeinsames Kochen, das Reparieren von Fahrrädern mit Asylbewerbern und Kleiderspenden-Aktionen können die Integration von Flüchtlingen in die Dorfgemeinschaft fördern. Die katholische Landjugend Bayern (KLJB) und die evangelische Landjugend (ELJB) wollen in einem gemeinsam erarbeiteten ökumenischen Werkbrief mit dem Titel "Flucht-Zuflucht-Asyl" jungen Menschen inhaltliches Rüstzeug hierfür vermitteln. "Wir wollen Nächstenliebe leben", sagte in Nürnberg der ELJ-Landesvorsitzende Patrick Wolf bei der Vorstellung des Buchs.

Ziel des 160 Seiten umfassenden Bands ist, das Thema Asyl auf dem Land greifbar zu machen. Die anhaltend hohen Flüchtlingszahlen und die zunehmende Verteilung von Asylbewerbern auf Unterkünfte in ländlichen Gebieten, seien Anlass für diesen Werkbrief gewesen, sagte Wolf. Ähnlich äußerte sich auch Monika Aigner von der KLJB-Landesstelle Bayern: "Uns ist es wichtig, über Grundlagen und Hintergründe des Asylwesens zu informieren." Von Vorurteilen gegenüber Flüchtlingen wollte Aigner zwar nicht sprechen. "Unsicherheiten und Ängste" seien auf dem Land aber verbreitet.

"Flucht-Zuflucht-Asyl" soll Aktionen für Menschlichkeit zeigen

An diesen Punkten setze der Werkbrief an. Das Buch kläre auf, sensibilisiere und gebe praktische Ideen für "Aktionen, die Menschlichkeit vermitteln", sagte Aigner. Dass das Thema Flucht mittlerweile auch vor den ländlichen Regionen "nicht halt macht", betonte Marc Meyer vom ELJ Landesvorstand. In den Städten sei der Anblick von Menschen aus Kriegsgebieten Alltag geworden. "In den Dörfern ist der ganz Schwarze aber immer noch ein Fremder", sagte Meyer.

Bei der Integration setzt Meyer vor allem auch auf die verbindende Kraft des Glaubens. Ob Christen oder Muslime: "Auch der unterschiedliche Glaube kann zusammenschweißen." Darüber hinaus gibt der Asyl-Werkbrief Ehrenamtlichen zahlreiche weitere Ratschläge an die Hand. Meyer bezeichnete die "fehlende Struktur auf dem Land" als eines der Hauptprobleme bei der Eingliederung der Flüchtlinge in die ländliche Gesellschaft. "Dort gibt es oft nur eine Blaskapelle und den Fußballverein." Einfache Maßnahmen seien deshalb oft am Effektivsten. "Es hilft auch, wenn man einfach nur mal bei den neuen Nachbarn klingelt", sagte Meyer.

"Flucht-Zuflucht-Asyl" erzählt Geschichten von Flucht

Der Werkbrief deckt unter anderem die Bereiche Recht und Politik, Flucht, Jugendarbeit, Zuflucht und Engagement ab. Neben zahlreichen externen Autoren kommen auch Flüchtlinge zu Wort. "Das Herz tut weh, wenn ich heute Flucht höre", ist der Titel eines bewegenden Interviews mit einem jungen Mann, der aus Somalia geflohen ist und dabei seinen Bruder verloren hat. Beschrieben wird aber auch das Thema "Taufbegehren Asylsuchender". In dem Aufsatz "Wie aus mir kurzerhand eine Deutschlehrerin wurde" erzählt eine junge Frau von ihrem ehrenamtlichen Engagement.

Der Werkbrief ist in einer Auflage von 2.500 Stück erschienen. Das Buch wird in den nächsten Wochen an die über 1.000 Ortsgruppen der KLJB und ELJ in Bayern verteilt. Allein in der KLJB sind über 26.000 junge Menschen organisiert. Sie zu erreichen, sei Ziel der Aktion, sagte Aigner.