Elon Musk hat Twitter nun doch für 44 Milliarden US-Dollar gekauft. Die Übernahme lief, von außen betrachtet, relativ chaotisch. Zuerst entließ Musk knapp die Hälfte der Mitarbeitenden. Ein paar Tage später wollte er dann einige davon wieder zurück holen. Auf der Plattform selbst herrschte nach der Übernahme quasi Anarchie. Accounts wurden blockiert, zahlreiche Fake-Accounts entstanden und Trolle testen aus, wie weit sie auf Twitter jetzt gehen können. Das Resultat: Die Nutzung des N-Worts nahm um über 500 Prozent zu.

Viele verlassen die Plattform

Es war also nicht überraschend, dass viele Menschen der Plattform den Rücken kehrten und für eine neue Plattform warben: Mastodon. Prominente wie Jan Böhmermann riefen dazu auf, auf Mastodons zu wechseln:

Aber wie funktioniert die Plattform genau, wer steckt dahinter und wie kann man sich einen Account erstellen? Wir beantworten die wichtigsten Fragen zu Mastodon.

Wer steckt hinter der Plattform?

Mastodon gibt es schon seit 2016. Eugen Rochko, Software-Entwickler aus Thüringen, war laut onlinemarketing.de frustriert über die Einschränkungen für Programmierer*innen. Auch dass Twitter so viele Daten seiner User*innen sammelte, schien ihn zu stören. Aber anders als Twitter hat Mastodon nicht nur einen Chef.

Was unterscheidet Mastodon von twitter?

Anders als bei Twitter ist das Tier der Wahl kein Vogel, sondern das namensgebenden Mastodon. Das ist ein ausgestorbenes Rüsseltier. Deswegen spricht man auf der Plattform auch nicht von "twittern", sondern von "tröten".

Mastodon ist dezentral aufgebaut, das bedeutet, dass es verschiedene Server, auch Instanzen genannt, gibt, die von Nutzer*innen betrieben werden. Das kann man am ehesten mit verschiedenen Email-Anbietern, wie Google, Yahoo oder Hotmail vergleichen. Die Instanzen gibt es zum einen zu verschiedenen Regionen, z.B. Süd, München oder Ruhr. Zum anderen sind sie nach verschiedenen Interessen aufgeteilt, wie Kunst, Musik oder Gemeinschaften. Diese Instanzen sind wichtig für die Accounterstellung.

Außerdem könnt ihr bei Mastodon entscheiden, wer eure Tröts sehen kann und wer nicht. Einen Erfahrungsbericht, der gerade am Anfang hilfreich sein kann und über die verschiedenen Funktionen genauer aufklärt, findet ihr hier.

Wie erstellt man einen Account?

Bild 1: Nachdem ihr euch die App runterladen habt, könnt ihr auf dem Startbildschirm entweder ein neues Konto erstellen, oder euch in ein bestehendes einloggen.

Bild 2: Zu Beginn wählt ihr eine Instanz aus. Ihr könnt zwischen einer regionalen Instanz oder einer gemäß eurer Interessen wählen.

Bild 3: Habt ihr eine Instanz gewählt, klickt ihr auf "Weiter".
Bild 1: Hier tragt ihr euren Anzeigenamen, euren Nutzernamen, die Emailadresse und euer Passwort ein. Außerdem könnt ihr auch schon ein Profilbild hochladen.

Bild 2: Habt ihr alles eingetragen erscheint eine Überprüfungsmaske. Seit ihr mit den Informationen zufrieden, klickt ihr auf "Weiter".

Bild 3: Im nächsten Schritt werdet ihr dazu aufgefordert, in eurem Email-Postfach den Prozess zu bestätigen.
Bild 1: Jetzt könnt ihr euer Profil mit Informationen wie einer Beschreibung, einem Header und einem Profilbild befüllen. Außerdem könnt ihr weitere Abschnitte unter dem Reiter "Über" hinzufügen.

Bild 2: Postings abzusetzen sieht genauso aus wie auf Twitter, aber statt dem Begriff "twittern" gibt es bei Mastodon "Tröt".

Bild 3: So sieht ein Account auf Mastodon aus, wenn er mit Beiträgen befüllt ist.

Kann ich meinen Server auch nachträglich wechseln?

Der Server, der am Anfang gewählt wurde, kann auch gewechselt werden. Eine ausführliche Anleitung gibt es hier.

Faktencheck über Mastodon

Ihr seid euch noch nicht sicher, ob Mastodon das richtige für euch ist? Auf dem Kuketz-Blog, der sich mit IT-Sicherheit beschäftigt, findet ihr einen Faktencheck über verschiedene Aussagen zur Plattform.

Eine persönliche Einschätzung

Neue Plattformen auszuprobieren kann am Anfang etwas überwältigend sein. Vor allem wenn der Einstieg, wie bei Mastodon, so ungewohnt ist. Auf Twitter folge ich Nachrichtenportalen, Institutionen und natürlich echten Menschen.

Gerade Portale und Institutionen sind zwar auf Mastodon vertreten, aber vor allem mit inoffiziellen Accounts. Das bedeutet, dass Postings, die auf anderen Plattformen veröffentlicht werden, auf Mastodon nur zweitveröffentlicht werden. Das ist verständlich, denn kaum jemand hat die Ressourcen, auf einer weiteren Plattform aktiv zu sein. Dadurch kommt es aktuell noch zu weniger direktem Austausch, denn der findet gerade noch auf Twitter statt.

Bei echten Menschen ist es nochmal etwas anderes, denn viele sind direkt auf der Plattform aktiv. Jan Böhmermann, der Twitter vermeintlich mit wehenden Fahnen verlassen hat, postet aber trotzdem genau dort weiter. Ob die Beiträge nur aus Mastodon recycelt werden, kann man von außen leider nicht sagen.

Der Umzug von Twitter auf Mastodon fand ich persönlich etwas friemelig. Es gibt zwar Anleitungen, wie man die Accounts, denen man auf Twitter folgt, auch auf Mastodon übertragen kann, aber das kann am Anfang etwas einschüchternd wirken. Immer wieder habe ich mit Verbindungsproblemen zu kämpfen, sodass die Inhalte der App nicht richtig laden. Das ist ziemlich ärgerlich und kann auf neue User*innen abschreckend wirken.

Zwar hat Mastodon an Fahrt aufgenommen, aber noch hat es nicht die Dynamik wie Twitter. Das wird wahrscheinlich erst aufkommen, wenn mehr aktive Accounts auf der Plattform unterwegs sind. Wie lange das dauern wird und ob es überhaupt passiert, bleibt abzuwarten.