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Die Augsburger Puppenkiste bringt die biblische Weihnachtsgeschichte in die Kinos
An Seilen geführt spaziert der Kasperl von der Straße aus zur Tür hinein. Hinter der Marionette her fährt eine Kamera. Dort haben es sich auf dem Boden einige Schulkinder bequem gemacht. Sie warten darauf, dass das Stück beginnt. Gegenüber an der Garderobe beobachtet ein Filmteam die Szene auf einem Bildschirm.
Dieser Auftritt des Kasperls war der Auftakt zu einer besonderen Aufführung in der Puppenkiste. In dem Marionettentheater wurde zwei Tage lang das Stück »Die Weihnachtsgeschichte« aufgezeichnet. Die biblische Geschichte von der Geburt Jesu soll im Advent als Film in die Kinos kommen. In mehr als 200 Filmtheatern in Deutschland und Österreich wird das Stück an den vier Adventssonntagen zu sehen sein. Einige Kinos wollen es auch an Heiligabend zeigen, sagt Theaterleiter Klaus Marschall. »Das Interesse der Kinobetreiber ist sehr groß.«
Zunächst filmten Marschall und das Team das Stück ohne Publikum. Dann hatte das Puppentheater eigens Kindergartengruppen und Schulklassen eingeladen. Kameras zeichneten die Reaktionen der Kinder im Saal auf. »Der Kinofilm ist ein Mitschnitt des Theaterstücks«, erläutert Produzent Fred Steinbach. Allerdings seien die Zuschauer im Kino »sehr viel näher an den Figuren dran«. Dennoch soll die Atmosphäre einer Theateraufführung erhalten bleiben.
Seit zwei Jahren hat die Puppenkiste die Weihnachtsgeschichte nach dem Lukas- und dem Matthäusevangelium fest im Repertoire. Die Geschichte orientiert sich dabei eng am biblischen Original. Sie spielt im Vorderen Orient – mit Lehmhütten, Granatapfelbäumen und der gleißenden Sonne, die Maria und Josef auf ihrem Weg durch die Wüste nach Bethlehem begleitet. Auf die »mitteleuropäische Schneeromantik« habe man bewusst verzichtet, erläutert Klaus Marschall. Stattdessen haben er und seine Regieassistentin Judith Gardner die Aufführung mit Klezmermusik unterlegt und mit dem für die Puppenkiste typischen Humor versehen.
So entdecken etwa die drei Könige im Prolog das »Sternbild des Esels« und machen sich daraufhin auf den Weg nach Bethlehem. Der Erzengel Gabriel spricht jiddisch und verpatzt bei jedem Auftritt seine Landung. Und Marias Esel Noël ist ein liebenswerter Gefährte, der am Ende mit seinen tierisch guten Beziehungen zu Ochsen und Schafen dafür sorgt, dass das Paar doch noch in einem Stall unterkommt.
Vorbild für die Verfilmung seien dabei die großen Theaterbühnen gewesen, die ihre Stücke zum Teil live in die Kinos übertragen. »Dazu haben wir nicht die finanziellen Möglichkeiten«, erläutert Marschall. Dennoch hofft er darauf, dass auch der aufgezeichnete Film beim Publikum ankommt – »und die Kinder nach der Vorstellung genauso beseelt nach Hause gehen wie bei uns in der Puppenkiste«.