Die befreiende Kraft des Heiligen Geistes für das Leben jedes Menschen und die gesamte Gesellschaft haben die bayerischen Bischöfe in den Mittelpunkt ihrer Pfingstpredigten gestellt. Die festlichen Gottesdienste wurden wegen der Corona-Einschränkungen häufig auch digital übertragen, der traditionelle Bayerische Kirchentag auf dem mittelfränkischen Hesselberg konnte nur als Video-Gottesdienst ausgestrahlt werden.

Die Erfahrungen aus der Corona-Pandemie müssen die Menschen nach Überzeugung des bayerischen Landesbischofs Heinrich Bedford-Strohm zu einer grundsätzlichen Neubesinnung führen. Neben einer "tiefen Müdigkeit" sei Nachdenklichkeit das beherrschende Gefühl vieler Menschen, sagte Bedford-Strohm in der Münchner Matthäuskirche. Die Pandemie habe den Menschen schmerzlich ihre Grenzen aufgezeigt. Das könne aber der erste Schritt für "ein gutes Leben" in diesen Grenzen sein.

Als Konsequenz aus der Pandemie sollten die Menschen Bedford-Strohm zufolge ihre Endlichkeit annehmen, die Unverfügbarkeit des Lebens achten, mit den Ressourcen der Natur schonend umgehen und den eigenen materiellen Besitz auf ein Maß beschränken, das ein würdevolles Leben für alle ermögliche, sagte der Bischof, der auch Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) ist.

Pfingstpredigten der Bischöfe

In seiner Pfingstpredigt beschrieb Kardinal Reinhard Marx die Aufgabe der Kirche als ein "Werkzeug zur Verkündigung des Evangeliums". Es gehe darum, ob diese Sendung erfüllt wird, sagte Marx im Münchner Dom. Deshalb müsse die Kirche eine "lernende Institution" sein und sich als synodale Kirche neu auf den Weg machen. Im Mittelpunkt müsse dabei immer die "Reform auf Christus hin" stehen. An diesem Auftrag müsse sich die Institution Kirche ausrichten.

Der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick betonte, dass der "Heilige Geist der Wahrheit" über die ganze Menschheit ausgegossen sei. Deshalb sei der Heilige Geist in der ganzen Schöpfung vorhanden und verbinde alle Geschöpfe "im Streben nach Einheit, Wahrheit und Liebe". Das Pfingstfest erinnere auch an den "notwendigen moralischen Kompass in jedem Menschen weltweit, den wir in unserer Zeit so sehr vermissen", sagte der katholische Theologe.

Den Heiligen Geist, der im Mittelpunkt von Pfingsten stehe, bezeichnete der Passauer Bischof Stefan Oster als die "Liebe, die aus Gott kommt". Diese Liebe eine und lasse den Menschen gleichzeitig mehr zu sich selbst werden. Wie der Würzburger Bischof Franz Jung sagte, ermutige der Heilige Geist zum Wagnis und zur Wahrheit uns zur Nachfolge Christi. Dadurch könnten die Menschen auch Grenzen überwinden. Der Augsburger Bischof Bertram Meier forderte die Christen auf, dem Heiligen Geist Gottes zu vertrauen. "Der Heilige Geist wird uns zeigen, worauf es wirklich ankommt", sagte Meier in der Neuburger Heilig-Geist-Kirche.

Für den Regensburger evangelischen Regionalbischof Klaus Stiegler weht an Pfingsten ein neuer Geist, ein Geist des Mutes. "Verriegelte Türen gehen auf, resignierte Menschen finden neuen Mut, in Sprachlosigkeit Erstarrten geht der Mund auf", sagte Stiegler in Zwiesel, wo er die Festpredigt zum 125-jährigen Bestehen der Kreuzkirche hielt. Pfingsten sei das "Fest der ungeahnten Möglichkeiten", in dem die schöpferische Kraft Gottes zutage trete. Wenn die Menschen darauf vertrauten, fänden sie nach der Pandemie auch die Kraft, solidarisch zusammenzustehen, sagte Stiegler.