Es ist in der Kunstgeschichte ein beliebtes Motiv: Der alte Abraham ist kurz davor, seinem fest gebundenen Sohn Isaak mit dem Messer die Kehle aufzuschneiden. An der Opferstätte hält ein Engel Abraham jedoch im letzten Moment davon ab, seinen Sohn zu töten. Daraufhin wird Abraham für seine Gottesfurcht belohnt, da er bereit war, dieses große Opfer zu bringen. Von seiner Qual erlöst soll Abraham dann ein Lamm geopfert haben.

Die grausame Geschichte ist eine Erzählung des Alten Testaments (Gen 22,1–19 EU), und darin wird deutlich, dass der Sohn sehr genau erfasst, was mit ihm geschehen soll:

"Und Abraham nahm das Holz zum Brandopfer und legte es auf seinen Sohn Isaak. Er aber nahm das Feuer und das Messer in seine Hand; und gingen die beiden miteinander. Da sprach Isaak zu seinem Vater Abraham: Mein Vater! Abraham antwortete: Hier bin ich, mein Sohn. Und er sprach: Siehe, hier ist Feuer und Holz; wo ist aber das Schaf zum Brandopfer? Abraham antwortete: Mein Sohn, Gott wird sich ersehen ein Schaf zum Brandopfer. Und gingen die beiden miteinander. Und als sie an die Stätte kamen, die ihm Gott gesagt hatte, baute Abraham dort einen Altar und legte das Holz darauf und band seinen Sohn Isaak, legte ihn auf den Altar oben auf das Holz und reckte seine Hand aus und fasste das Messer, dass er seinen Sohn schlachtete. " (1. Mose 22, 6-10)

 

Die Geschichte ist verstörend und lässt viele verschiedene Interpretationen zu - wie so oft in der Bibel. So kann einmal die Frage nach dem Vertrauen diskutiert werden, denn schließlich scheint der Sohn Isaak in seinen Vater so stark zu vertrauen, dass er mit ihm geht. Seine Stimme wird erst nicht mehr gehört, als er schon gefesselt ist.

Zum anderen ist es natürlich auch eine brutale Geschichte über Macht und Missbrauch. Der Vater Abraham tut seinem Kind Gewalt an, er bindet seinen Sohn fest und ist bereit, ihn zu töten. Er stellt seinen Glauben über das Leben des eigenen Kindes. Dass dies nicht gut geht, zeigt der spätere Verlauf der Geschichte: Isaak und Abraham werden in der Bibel nicht mehr miteinander sprechen.

Was die Opferung des Sohnes betrifft, gibt es verschiedene Auslegungen. Manche Deutungen erklären, dass Abraham die Anweisung Gottes falsch versteht und deshalb seinen Sohn opfern will. Andere meinen, dass Abraham gar nicht seinen Sohn opfern sollte oder wollte, sondern dies nur missverständlich formuliert worden sei. Wiederum andere sind davon überzeugt, dass Abraham seinen Sohn umgebracht hat und interpretieren die Geschichte als eine andere Art von Passionsgeschichte. Eine umfassende Interpretation aus Christentum, Islam und Judentum hat der Theologe Klaus von Stosch verfasst, sie kann unter diesem Link nachgelesen werden.

Die Frage aber, die für uns offen bleibt und heute genau so viel Aktualität hat wie früher ist doch: Was sind wir bereit zu opfern - für den Glauben, für unser Leben, für unseren Lebensstil?

 

Abraham

Abraham

opferte seinen Sohn Isaak

da brach aus dem Busch ein Widder

und leckte das Blut auf

 

und die Sonne

verklärte das rote Messer

so hatten Licht und Schönheit

wieder gesiegt

 

So ein Sieg

wird auch unser Leben werden

auf den Stufen 

unserer Wandeltreue

 

und ich freue mich

atemlos wie als Kind

vor dem Erwachen

eines schreienden Traumes

 

Erich Fried: Anfechtungen. Gedichte, Frankfurt 1991, 38.

Die Person Abraham

Abraham ist eine zentrale biblische Figur. Abraham ist der Stammvater Israels. Er lebte im babylonischen Ur, doch da die Stadt von feindlichen Truppen besetzt ist, flieht er mit seiner Frau Sara. Auf Gottes Rat hin beginnt er eine lange Wanderung durch die Wüste. Gott verspricht Abraham viele Nachkommen, doch er und seine Frau sind irgendwann sehr alt und immer noch kinderlos. Trotzdem verliert Abraham den Glauben an Gott nicht. Schließlich wird seine Frau Sara im hohen Alter schwanger. Sie bekommen einen Sohn namens Isaak.

Ausstellung "Bibel meets Pop"

Die Plakat-Ausstellung "Bibel meets Pop" stellt die wichtigsten Menschen aus dem Alten und dem Neuen Testament vor. Über Bilder, Redewendungen oder Zitate von Prominenten lässt sie die Geschichte lebendig werden – und ermöglicht es damit den Besucherinnen und Besuchern, einen persönlichen Zugang zur Bibel zu finden. Über einen QR-Code auf den Postern gelangen die Besucherinnen und Besucher auf die Webseiten der digitalen Ausstellung. Hier gibt es Audio-Beiträge oder Videos sowie ausführliche Texte zu den einzelnen Personen der Bibel.

Die Plakat-Ausstellung "Bibel meets Pop" kann gebucht werden in den Formaten A1, A2 und A3. Sie eignet sich für den Einsatz in Bildungswerken und Volkshochschulen, Gemeinden und Kommunen, Werken und Diensten.

Hier geht es zur Plattform ausstellung-leihen.

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