Vertreter von Bund und Ländern haben in Berlin an die Hitler-Attentäter vom 20. Juli 1944 erinnert. Die zentrale Veranstaltung zum 76. Jahrestag des Attentats fand in der Gedenkstätte Plötzensee wegen der Coronavirus-Pandemie ohne Publikum statt. Am 20. Juli 1944 hatte eine Gruppe um den Offizier Claus Schenk Graf von Stauffenberg (1907-1944) versucht, Adolf Hitler mit einem Sprengstoff-Anschlag zu töten. Das Attentat misslang, die Widerstandskämpfer wurden hingerichtet. Die Tat gilt dennoch als bedeutendster Umsturzversuch des militärischen Widerstandes gegen das NS-Unrechtsregime.

Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) bezeichnete das Attentat auf Hitler als Aufstand des Gewissens. Die Haltung der Widerstandskämpfer sei nach dem Krieg für die Bundesrepublik sinnstiftend geworden. Das Erbe des 20. Juli 1944 habe Deutschland zudem eine Rückkehr in die Staatengemeinschaft ermöglicht.

Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) sagte, der Gedenktag sei ein unverzichtbarer Teil gelebter Demokratie in Deutschland. Eine Lehre sei, dass man der Leugnung und Relativierung der NS-Verbrechen entgegenwirken müsse. Auch heute müsse man sich Antisemitismus und menschenverachtenden Ideologien entgegenstellen. Das sei zuletzt durch den Anschlag auf die Synagoge in Halle, den Anschlag in Hanau und durch den Mord an Walter Lübcke (CDU) deutlich geworden.

Widerstand gegen den Nationalsozialismus

In seiner Gedenkrede betonte der Enkel Claus Schenk Graf von Stauffenberg, Philipp von Schulthess, der 20. Juli erinnere auch heute daran, "dass es einmal in finsterer Zeit Frauen und Männer gegeben hat, die sich von nationaler Verblendung und von der Angst und dem Gehorsam gegen Diktatur und Terror innerlich befreit haben". Es sei für alle später lebenden Generationen von Deutschen "von zentraler befreiender Wirkung", dass es diese Menschen im Widerstand gegeben hat, die mit der Schuld und der Schande ihres Volkes einfach nicht weiterleben wollten. Schulthess verwies darauf, dass es zahlreiche, teilweise unbekannte und aus verschiedenen sozialen Schichten stammende Widerstandskämpfer gegen das Hitler-Regime gab.

Die Gedenkstätte Plötzensee erinnert an die Opfer der nationalsozialistischen Unrechtsjustiz, die dort zwischen 1933 und 1945 ermordet wurden. Insgesamt wurden in dem damaligen Strafgefängnis mehr als 2.800 Menschen aus 20 Nationen erhängt oder enthauptet. Infolge des gescheiterten Attentats auf Hitler wurden allein in Plötzensee 89 Menschen getötet.

Zuvor hatte es in der Gedenkstätte eine ökumenische Andacht gegeben, die von Superintendent Carsten Bolz vom Evangelischen Kirchenkreis Charlottenburg-Wilmersdorf und dem katholischen Pater Karl Josef Meyer gestaltet wurde. Eine weitere ökumenische Vesper war für den Abend geplant. In der Gedenkstätte Deutscher Widerstand, dem sogenannten Bendlerblock in Berlin-Tiergarten, sollten am Mittag zudem Rekruten der Bundeswehr im Beisein der Bundesverteidigungsministerin ihr Gelöbnis ablegen.