Am 9. April 1945 wurde Dietrich Bonhoeffer in den frühen Morgenstunden im KZ Flossenbürg von den Nationalsozialisten ermordet. Der bekannte evangelische Theologe und Widerstandskämpfer wurde nur 39 Jahre alt. Doch Bonhoeffer war nicht der einzige in seiner Familie, der gegen die Nazis aktiv wurde.

Gleich drei weitere Familienmitglieder, darunter sein Bruder Klaus und die beiden Schwager Hans von Dohnanyi und Rüdiger Schleicher, gehörten dem Widerstand an. Doch ähnlich wie Dietrich Bonhoeffer war ihnen ein grausames Ende bestimmt. Alle starben in kürzester Zeit hintereinander im April 1945 – in den letzten Tagen des Zweiten Weltkrieges. Das ist ihre Geschichte:

Dietrich Bonhoeffer 2020: Hans von Dohnanyi beteiligte sich an Attentatsversuch

Hans von Dohnanyi war von jungen Jahren an ein Schulfreund von Dietrich und Klaus Bonhoeffer. 1925 heiratete er deren Schwester Christine. Der Jurist wurde kurz vor Beginn des Zweiten Weltkrieges in das von Wilhelm Canaris geleitete Amt Ausland/Abwehr des Oberkommandos der Wehrmacht einberufen, das alsbald zu einem Zentrum des Widerstands gegen Adolf Hitler wurde.

Er nutzte in der folgenden Zeit seinen Posten, um mehreren Menschen, darunter auch Juden, zur Flucht in die Schweiz zu verhelfen. Im März 1943 beteiligte sich von Dohnanyi sogar an einem Attentat auf Hitler. Die in Smolensk in Hitlers Flugzeug geschmuggelte Bombe explodierte jedoch nicht.

Am 5. April 1943 wurde der Jurist schließlich zusammen mit seiner Frau und Dietrich Bonhoeffer verhaftet und ein Jahr später ins KZ Sachsenhausen gebracht.

Wie Dietrich Bonhoeffer starb auch Hans von Dohnanyi am 9. April 1945. Zuvor wurde er in einem Schnellverfahren krank auf einer Trage liegend zum Tode verurteilt. Er wurde 43 Jahre alt. Seine Frau Christine überlebte den Zweiten Weltkrieg, sie starb 1965.

Bruder von Dietrich Bonhoeffer: Klaus wurde im April 1945 ermordet

Klaus Bonhoeffer, der Bruder von Dietrich Bonhoeffer, war Rechtsberater bei der Lufthansa und hatte somit jederzeit umfangreiche Möglichkeiten zu reisen. Ab 1940 stellte er über seinen Schwager Hans von Dohnanyi Kontakt zum militärischen Widerstand her. In die Umsturzpläne des 20. Juli 1944 rund um das Stauffenberg-Attentat war Klaus Bonhoeffer eingeweiht. Anders als sein Bruder und sein Schwager wurde er aber erst Ende 1944 verhaftet.

In der Nacht vom 22. auf den 23. April 1945, als die Truppen der Roten Armee bereits die Außenbezirke von Berlin erreicht hatten, wurde Bonhoeffer zusammen mit zwölf Mitgefangenen, darunter sein Schwager Rüdiger Schleicher, von einem Sonderkommando des Reichssicherheitshauptamts beim Marsch vom Gefängnis zum Prinz-Albrecht-Palais durch einen Genickschuss ermordet. Er wurde 44 Jahre alt.

NS-Widerstand: Auch Rüdiger Schleicher wollte beim Umsturz mithelfen

Rüdiger Schleicher war mit Dietrich Bonhoeffers Schwester Ursula verheiratet. Als Jurist war er vor allem für das Luftfahrtrecht zuständig. 1939 übernahm Schleicher als Honorarprofessor die Leitung des Instituts für Luftrecht der Technischen Hochschule Berlin und die Herausgabe der Zeitschrift "Archiv für Luftrecht". Die Räumlichkeiten des Instituts wurden für konspirative Treffen des Widerstands genutzt.

Im Fall eines erfolgreichen Gelingens des Attentats vom 20. Juli 1944 hätte Schleicher für die Neuorganisation der Luftfahrt zuständig sein sollen. Doch es kam anders. In mehreren Verhören lehnte er das NS-Regime ab. Wie sein Schwager Klaus Bonhoeffer wurde er zum Tode verurteilt und ermordet. Er wurde 50 Jahre alt. Seine Frau Ursula starb im Jahr 1985.