Hier stehen Bibel, Koran und Thora-Rolle nebeneinander, hier kann man eine fast 1.000 Jahre alte Riesenbibel umblättern und in den Spiegel blicken und dabei Fragen von heute mit Stellen aus der Bibel beantworten. Moderne und Altertum wollten die Macher des ersten Bibelmuseums in Bayern verbinden. Die neue Einrichtung im Lorenzer Hof im Zentrum Nürnbergs gegenüber der Lorenzkirche öffnete ihre Türen am Freitag (8. April).

Bibel entstauben

Träger der neuen Einrichtung ist das Bibelzentrum Bayern. Dessen Verwaltungsratsvorsitzender Stefan Ark Nitsche verwies am Donnerstag bei der Vorstellung des Museums darauf, dass es in Zeiten wissenschaftlichen, gesellschaftlichen oder philosophischen Umbruchs nötig sei, die Bibel zu entstauben und ins Licht der Öffentlichkeit zu stellen.

Für den evangelischen Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm ist das Bibelmuseum ein wichtiges Zukunftsprojekt der Kirche. Es sei seine große Hoffnung,

"dass dieses Bibelmuseum einen wichtigen Beitrag leisten kann, die Bibel wieder ins Gespräch zu bringen, über sie zu diskutieren, um die richtigen Auslegungen zu ringen und ihre Inhalte als Quelle von Kraft und Orientierung neu zu entdecken."

Gerade jungen Menschen und Schulklassen werde die moderne Museumspädagogik helfen, den Zugang zur Bibel neu zu öffnen, so der Bischof.

Rund 20.000 Besucher*innen jährlich erwartet

Das "Bibel Museum Bayern", so die Wortmarke, mit 450 Quadratmetern Ausstellungsfläche hat 2,4 Millionen Euro gekostet. Davon übernehme die bayerische evangelische Landeskirche 1,6 Millionen Euro, teilte Nitsche mit. Der jährliche Unterhalt werde sich auf 600.000 Euro belaufen. Man rechne in Zeiten nach der Corona-Pandemie mit rund 20.000 Besucherinnen und Besuchern pro Jahr.

Highlight der Ausstellung ist die digitale Gumbertusbibel. Mit Maßen von 67 mal 45 Zentimetern und dem Gewicht von 40 Kilogramm gehört sie zur Gattung der "Riesenbibeln". Die erste sogenannte Daumenbibel, die Wilkinbibel oder die Miniatur der Skulptur "Schwerter zu Pflugscharen" des ukrainischen Künstlers Jewgeni Wiktorowitsch Wutschetitsch sind überraschende Exponate.

Anspruchsvoll ist der Media-Guide des Museums, mit dem man sich in 30 Minuten durch die Räume führen lassen kann, aber auch über 50 vertiefende Stationen in Deutsch, Englisch und Italienisch hören kann. Eine Kinderspur und eine Spur in Gebärdensprache sind integriert.

Wichtiger Personalwechsel zur Eröffnung

Zur Eröffnung des Museums hat es einen wichtigen personellen Wechsel bei der Einrichtung gegeben. Sie habe jetzt zehn Jahre Pionierarbeit geleistet, nun sei sie glücklich, etwas Bleibendes geschaffen zu haben, sagte die bisherige Direktorin des Bibelmuseums Bayern, Claudia Harders. Sie übergab den Schlüssel der Einrichtung an Astrid Seichter, ihre bisherige Stellvertreterin und Leiterin der museumspädagogischen Abteilung.

Eine erste Sonderausstellung ist dem Nürnberger Stadtschreiber Lazarus Spengler (1479 bis 1546) gewidmet. Dessen Beispiel zeige, so Seichter, welchen Unterschied das Engagement eines einzelnen Menschen bedeuten könne.

"Er zieht die notwendigen politischen Strippen und ist ein engagierter Laientheologe, der ein eigenes Glaubensbekenntnis verfasst."

Seine Bedeutung für die Reformation habe sogar Martin Luther anerkannt.