Treue Freundschaft - Sprüche 17,17

Worin besteht das Wesen der Freundschaft? Besonders die Weisheitstradition der Bibel gibt hier viele Hinweise, die verblüffend zeitlos sind und in heutige Freundschaftsratgeber übernommen werden könnten. Freundschaft ist das höchste Gut, das es gibt, betont etwa Jesus Sirach: "Ein treuer Freund ist nicht mit Geld oder Gut zu bezahlen, und sein Wert ist nicht hoch genug zu schätzen. Ein treuer Freund ist ein Trost im Leben; wer Gott fürchtet, der bekommt solchen Freund." Was kann man tun, um einen wahren Freund zu finden? "Erprobe zuerst seine Treue und vertrau ihm nicht allzu rasch." Denn es gibt auch falsche Freunde: "Mancher Freund wird bald zum Feind und macht dir zur Schmach euren Streit bekannt; mancher Freund ist nicht mehr als dein Kostgänger und hält in der Not nicht stand." (Sprüche 17, 17)

Gott als Freund - Psalm 25, 14

Wird Gott beschrieben, kennt die Bibel viele Bezeichnungen aus dem menschlichen Alltag: Arzt und Hirte, Vater - und eben auch Freund. Darin kommt einerseits die wahrhaft freundliche Zuneigung und die Treue Gottes den Menschen gegenüber zum Ausdruck - andererseits auch die Gegenseitigkeit, nämlich die Freundschaft der Menschen zu Gott. Als "Freund des Lebens" ist Gott nicht nur einzelnen Menschen zugetan, sondern dem ganzen Leben und der gesamten Schöpfung. An einigen Stellen webt die Bibel auch Bedingungen in die Freundschaft ein: "Wer auf Abwegen geht, ist dem Herrn ein Gräuel, aber den Frommen ist er Freund", heißt es etwa im Buch der Sprüche Salomos. (Psalm 25, 14)

David und Jonatan - 1. Samuel 18, 1-3

Die Beziehung zwischen David und Jonatan gehört zu den berührendsten Freundschaftsgeschichten der Bibel. Die beiden lernen sich kennen, nachdem der Hirtenjunge David den Riesen Goliat niedergestreckt hatte. König Saul war beeindruckt von dem Jüngling. Als er mit ihm sprach, war auch Sauls Sohn Jonatan dabei. Kaum ist das Gespräch beendet, entfachen David und Jonatan füreinander und schließen Freundschaft fürs Leben. Die Herzen der beiden verbanden sich miteinander, heißt es in der Bibel. Die Freundschaft der beiden bewährte sich in den folgenden Jahren in vielen Situationen. (1. Samuel 18, 1-3)

Vom Freund verlassen - Psalm 41, 10f.

Vom Freund verlassenPsalm 41,10f.Von Freunden enttäuscht oder verraten zu werden, gehört zu den tragischen Momenten des Lebens. Da hat man sich so verlassen auf einen Menschen - und merkt plötzlich, dass auch die tiefste menschliche Freundschaft nicht untrennbar oder ewig ist. Der Psalmist schildert dieses Gefühl: Sein bester Freund "trat ihn mit Füßen". In dieser Einsamkeitserfahrung bittet er Gott um Beistand: "Herr, sei mir gnädig und hilf mir auf." (Psalm 41, 10f.)

Der bittende Freund - Lukas 11, 5-10

Manchmal sind selbst Freunde störrisch - das weiß auch Jesus. In einer gleichnishaften Geschichte schildert er, wie ein Mann seinen Freund um Mitternacht aus dem Bett holt und ihn um Brot für einen Gast bittet. In Anbetracht der nächtlichen Stunde weigert sich der aus dem Schlaf gerissene Freund. In dieser Situation gibt Jesus den Tipp: Weiter klopfen und nerven - irgendwann wird der Freund sich schon erweichen lassen: "Wenn er schon nicht aufsteht und ihm etwas gibt, weil er sein Freund ist, dann wird er doch wegen seines unverschämten Drängens aufstehen und ihm geben, soviel er bedarf." (Lukas 11, 5-10)

Jesus, Freund der Zöllner und Sünder - Lukas 6, 32

Gerne verfallen Eltern der Versuchung, die Freunde ihrer Kinder zu beurteilen. Was regelmäßig zu Unstimmigkeiten führt. Auch Jesus wird wegen seiner Freunde verurteilt: Er setze sich mit Zöllnern und Sündern an einen Tisch, halten ihm die damaligen offiziellen Glaubenshüter vor. Jesus ficht das nicht an, im Gegenteil: Freundschaft kann auch Grenzen und Konventionen überschreiten, weiß er, und fragt: "Wenn ihr die liebt, die euch lieben, welchen Dank habt ihr davon?" (Lukas 6, 32)

Für seinen Freund das Leben geben - Johannes 15, 12-15.

Den höchsten Freundschaftsdienst beschreiben die Evangelisten in der Passionsgeschichte: Jesus, der Sohn Gottes, gibt sein Leben hin für alle, die ihn lieben. Ein schwer verstehbares, mystisches Geschehen, ohne Pathos und ohne Bedingungen vorgetragen. Eindrücklich beschreibt Johannes ein Gespräch, in dem Jesus seinen Jüngern versucht, die Passion zu erklären. "Euch aber habe ich gesagt, dass ihr Freunde seid", sagt er ihnen und fordert sie auf, sich untereinander zu lieben. (Johannes 15, 12-15).