Sofort ins Auge springt das riesige hölzerne Modell eines Kriegsschiffs in Gefechtsstellung. Es wurde im 18. Jahrhundert gebaut, ist erstaunlich gut erhalten und stammt aus dem ehemaligen Kloster Langheim. Früher wurde es für eine Nachbildung eines Schiffs aus Lord Nelsons Kriegsflotte gehalten, doch das ist laut Kuratorin Tanja Metzger widerlegt.

Außerdem zeigt die Ausstellung Winkelmesser und alte Teleskope zum Beobachten der Sterne. Und: viele Uhren. Prächtige Standuhren, zum Beispiel von Leopold Hoys (1713-1797), dem berühmtesten Bamberger Uhrmacher, der auch die Uhr am Alten Rathaus erschuf. Sehenswert sind ebenso die Sonnenuhren, etwa der "Nürnberger Kompass", eine elfenbeinerne Klappsonnenuhr.

Schatz schlummerte lange im Depot

Alle Ausstellungsstücke entstanden zwischen dem 16. und 18. Jahrhundert, die meisten stammen aus den ehemaligen Klöstern Banz und Langheim. Zuletzt schlummerten sie lange im Depot der Museen der Stadt Bamberg. Doch was haben all diese Exponate, die zur neuen Dauerausstellung "Zeit und Raum" im Historischen Museum gehören, miteinander zu tun?

Sehr viel, erklärt die Historikerin Tanja Metzger: "Die Astronomie ermöglicht die Zeiteinteilung. Erst als die Menschen den Lauf der Sonne kannten, konnten sie die Zeit messen." Die Erfindung der Uhr sei die Folge astronomischer Beobachtungen. Andererseits kann man mithilfe der Uhr die genaue Position der Himmelskörper zu einem exakten Zeitpunkt bestimmen.

Die Erde dreht sich um die Sonne

In der frühen Neuzeit – also der Zeit, aus der die Exponate stammen – verband die Wissenschaft in der humanistischen Tradition der Kosmografie sowohl die Geographie als auch die Astronomie. In dieser Epoche setzte sich auch die Lehre von Nikolaus Kopernikus und Galileo Galilei durch, dass sich die Erde um die Sonne dreht und nicht umgekehrt. Auch die Schau im Museum ist kosmografisch angelegt: Sie zeigt astronomische und geodätische Instrumente – also solche, die der Erforschung und Vermessung der Erdoberfläche dienen.

Manche der ausgestellten Geräte wurden sogar für beides genutzt, zum Beispiel ein Torquetum aus der Zeit um 1600. Man konnte damit Höhenmessungen durchführen, aber auch die Position der Sonne und der Sterne bestimmen. "Dafür musste es aber genau eingestellt sein", erklärt Kuratorin Metzger, "weil die genaue Position des Sterns nur unter Kenntnis des Breitengrads, auf dem der Beobachterstandort liegt, bestimmbar ist."

Astrolabium ist eines der ältesten Stücke

Sternenbeobachtung für Laien ermöglichte das Astrognosticum, konstruiert 1776 von Georg Friedrich Brander (1713-1783). An einer Messingplatte unten konnte man einstellen, welchen Stern man beobachten möchte, ein darüber angebrachtes Fernrohr drehte sich dann automatisch in dessen Richtung. "Im 18. Jahrhundert war das der Renner in den Adelshäusern", sagt Kuratorin Tanja Metzger, die das Astrognosticum nach einem Original-Plan des Konstrukteurs zusammenbaute und feststellte: "Branders Anleitung ist wie IKEA, nur besser."

Ein weiteres universell einsetzbares Instrument ist das Astrolabium, das aus dem Jahr 1550 stammt und eines der ältesten Ausstellungsstücke ist. Es ist eine runde Scheibe aus Messing, an deren äußerem Ring man den Zeiger auf den Tag einstellen und somit die Stern- und Sonnenhöhe messen und den Einbruch der Dämmerung berechnen konnte. Und: Es war zur damaligen Zeit ein unverzichtbares Navigationsgerät für Seefahrer.

Die Völker der Erde

Hier schließt sich der Kreis zum eingangs erwähnten Schiffsmodell: Erst die Astronomie und die Geodäsie ermöglichten die Orientierung auf See, die Erkundung der Ozeane und anderer Kontinente. Passenderweise befinden sich das Schiffsmodell und einige andere Exponate in einem Raum, dessen Wand mit einem Völkerfries dekoriert ist.

Auf dem Wandgemälde sind die Völker der Erde typisiert dargestellt, so wie man sie sich am Anfang der Neuzeit vorstellte – etwa eine "Hispanische Frau" mit Krempenhut oder ein "Edler Araber" mit Turban. Das Wandgemälde steht für das Interesse an der Erkundung der Welt, die ohne die Erkundung der Sterne und die Messung der Zeit nicht möglich gewesen wäre.

INFO

"Zeit und Raum", Historisches Museum Bamberg, Domplatz 7.
Geöffnet bis 4. November, Dienstag bis Sonntag 10 bis 17 Uhr.