Anlässlich seines 400. Todestags betrachtet das Dommuseum sein Leben und die Auswirkungen seiner Herrschaft auf die Menschen in der Ausstellung »Julius Echter. Der umstrittene Fürstbischof«. Seltene Ausstellungsstücke und interaktive Elemente lohnen den Besuch. Anhand von Fakten, Zeugnissen und gut 120 Exponaten sollen die Besucher sich ein eigenständiges Urteil über die Person Echters bilden können, erklärt Projektleiter Johannes Merz. »Die Ausstellung kann vielleicht einen Weg in die Vergangenheit eröffnen.«
»Wir wissen im Grunde nicht, warum er zum Fürstbischof gewählt wurde«, sagt Prof. Rainer Leng, wissenschaftlicher Leiter der Ausstellung. Zwar habe Echter eine exzellente Ausbildung an zahlreichen europäischen Universitäten erhalten, eine »steile Karriere« im Domkapitel gemacht und den Ruf eines »exzellenten Verwaltungsspezialisten« erworben. Doch zum einen sei er mit 28 Jahren sehr jung gewesen, zum anderen seien zuvor meist Mitglieder des Domkapitels zu Bischöfen gewählt worden, deren Vorfahren schon seit Generationen im Domkapitel vertreten waren.
Der Sinn des Kirchengestühls: ein Zählbrett
Auf die Familie Echters habe das nicht zugetroffen. Doch scheint das Verhältnis zwischen ihm und dem Domkapitel angespannt gewesen zu sein. Echter musste bei seinem Amtsantritt einen mehr als 60 Blätter umfassenden Vertrag unterschreiben. Er »hatte im Grunde keinen Bewegungsspielraum«, sagt Leng.
Doch Echter gelang es, sich zu befreien, zeigt beispielsweise der Ausstellungsabschnitt »Raum und Residenz«. Eindrucksvoll kann man das an einer interaktiven Landkarte erleben. Ein Touchscreen zeigt von Echter erbaute oder renovierte Kirchen, Pfarr- und Rathäuser, Klöster und Ortsbefestigungen – insgesamt mehr als 350. Zeitgenossen berichten von seinen drei großen Bauten in Würzburg – Universität, Juliusspital und Festung Marienberg.
Kirchenbücher, Berichte der Dekane und viele weitere dicke Bände zeugen davon, wie Echter Ordnung in sein Reich brachte. Salbücher etwa mussten von jedem der damals rund 60 Ämter geführt werden und enthielten alle Einnahmen und Rechtstitel. »Echter war ein Verwaltungsfanatiker. Am Ende seiner Amtszeit stand ihm ein Schatz von 20 000 Seiten intensiven Verwaltungswissens zur Verfügung«, sagt Leng.
Die Epoche des Landjudentums
Die Schattenseiten der neuen Ordnung zeigt die Abteilung »Vertreibung und Verfolgung«. Das Ziel von Echters Herrschaft sei ein homogener Untertanenverband gewesen. Für Protestanten und Juden bedeutete das, aus dem Bistum wegzuziehen. Für die Juden begann die Epoche des sogenannten Landjudentums, erklärt Leng. Die aus dem Bistum vertriebenen Juden gründeten neue, kleine Gemeinden in Dörfern oder Enklaven, in die Echters Herrschaft nicht reichte. In der Ausstellung sind zwei seltene Zeugnisse aus dieser Zeit zu sehen: das Fragment einer Tora-Rolle der jüdischen Gemeinde in Eibelstadt und ein Memorarbuch, ebenfalls aus Eibelstadt, in dem die Namen verdienter Gemeindemitglieder verzeichnet sind.
Damals wurden die Kirchen mit Bänken ausgestattet. Allerdings nicht, damit es die Gläubigen bequemer hatten, wie stellvertretender Kunstreferent Wolfgang Schneider warnt, sondern damit man auf einen Blick sah, wer nicht zum Gottesdienst gekommen war. Wer mag, kann in einem originalgetreu nachgebauten Beichtstuhl sein Sündenregister abfragen lassen, wie es zu Echters Zeit üblich war.
Was die Menschen heute über Julius Echter denken – vom Kellermeister des Juliusspitals über Wissenschaftler wie den Juraprofessor Wolfgang Weiß bis hin zu Bischof Friedhelm Hofmann – erklingt an Hörstationen. Ein Audioguide leitet die Besucher und bietet zusätzliche Informationen.