Bis vor vier Tagen waren Masha und ihre Großmutter noch in Saparoschschja in der südlichen Ukraine - bedroht von Bomben und Raketen. Die Nächte verbringen sie in Schutzkellern. Die Großstadt am Dnjepr liegt in der Nähe ist bekannt für ihre Hotels - und ein riesiges Atomkraftwerk. Als die russischen Truppen näher rücken und die Einschläge immer lauter werden, setzt sie der Großvater kurzerhand in den Zug. Während er bleibt, um das Land zu verteidigen, treffen Masha und ihre Großmutter am Sonntag zusammen mit etwa 60 anderen Kriegsflüchtlingen in Regensburg ein.

Hilfsorganisation "Space-Eye" organisiert Logistik der Unterbringung

Ihre erste Station: ein Hotel der Johanniter im östlichen Stadtteil Burgweinting. Es hat die Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine aufgenommen, wie andere Unterkünfte vom Verein "Hotels in Regensburg" auch. Gegen Sonntagmittag sind im Rahmen einer von der Regensburger Hilfsorganisation Space-Eye organisierten Aktion zwei Busse mit Geflüchteten angekommen. Ein Teil reist bereits am Montag zu anderen Zielen in Europa weiter, ein anderer Teil ist aktuell noch im Hotel untergebracht und "wartet auf eine Unterbringung bei Patenfamilien", erläutert die Hotelleitung.

Gerade hat die Hilfsorganisation Space-Eye wieder Hilfsgüter im Hotel vorbeigebracht. Masha wühlt in den Kisten und sucht nach etwas Passendem zum Anziehen für sich. In der Eile hat die Zwölfjährige nur das Nötigste von zuhause mitgenommen: Kleidung, die sie am Leib trägt, einen Rucksack und ihr Handy. Letzteres nutzt sie jetzt als Übersetzungshilfe.

Erfahrungen der jungen Geflüchteten Marsha und ihrer Großmutter

Wie eine Erwachsene gibt sie Auskunft über ihre Lage: Sie wohnt bei ihren Großeltern und geht in die 6. Klasse. Aber Schulunterricht gibt es seit Kriegsbeginn schon nicht mehr. Deshalb hätten sie auch fliehen können, sagt Masha. Am meisten vermisse sie ihren Hund. Mit ihrem Großvater und den Freunden könne sie wenigstens telefonieren. Auf ihrem Sweatshirt steht in großen Lettern "Oui, mon cheri". Die Lieblinge dieser Zwölfjährigen sind in weite Ferne gerückt.

Marsha steht neben ihrer Großmutter, die auf einem Sofa sitzt. Sie hat ihren Arm auf die Schulter der älteren Frau gelegt.
Marsha mit ihrer Großmutter.

Trotzdem wirkt Masha zugewandt und lächelt, aber sie macht sich auch Sorgen um ihre Zukunft. Sie weiß nicht, wann sie wieder in ihre Schule gehen kann. Noch hat sie Hoffnung, dass der Krieg bald vorbei ist, und sie und ihre Großmutter wieder in die Heimat zurückkehren können. Doch wann das sein wird, weiß auch ihre Großmutter Tamara nicht. Die 53-Jährige ist Angestellte. In Saparoschschja besitzen sie ein Haus, das sie auf keinen Fall aufgeben will, sagt sie. Wenn der Krieg vorbei ist, will sie wieder in die Ukraine zurückkehren. Sie nennt den Krieg die "große Tragödie".

Masha und Tamara haben Glück: Sie werden vorübergehend bei einem Ehepaar in Regensburg unterkommen, das sie bei sich aufnehmen will. Masha soll in eine Schulklasse kommen, in der es weitere ukrainische Kinder gibt. Wie lange dieser Zustand andauern wird, weiß niemand. Unter Umständen ist es erst der Beginn einer langen Reise.