Die Touristen- und Gästeseelsorge gehört nach Ansicht des neuen Bad Kissinger Gästeseelsorgers Diakon Maik Richter zur "DNA" der evangelischen Gemeinde in der Kurstadt.

"Die evangelische Kirchengemeinde wäre nicht in dieser Form entstanden und würde heute anders aussehen, "wenn die Kurgäste nicht auf einen evangelischen Gottesdienst bestanden hätten", sagte Richter dem Evangelischen Pressedienst (epd) am Donnerstag. Zu den ungefähr 6.900 regulären Gemeindegliedern kommen im jährlichen Durchschnitt noch einmal rund 2.300 Gäste.

Viele Menschen suchen während des Urlaubs Seelsorge auf

Die Touristen- und Gästeseelsorge sei ein wichtiges niedrigschwelliges Angebot, das auch notwendigen Sparrunden nicht zum Opfer fallen dürfe, sagte Diakon Richter.

"Ich bin seit 1. Juli hier - und schon in dieser kurzen Zeit hatte ich mehrere intensive Kontakte zu Menschen, die sonst gar keinen Kontakt mit Kirche haben", berichtete er. Für viele Menschen seien Urlaube, Klinik- und Reha-Aufenthalte sowie Kuren ein Zeitpunkt, ins Nachdenken zu kommen. "Und nicht wenige suchen das Gespräch, gerade weil sie wissen: Den Seelsorger werden sie danach nicht mehr wiedersehen", sagte Richter.

Gästeseelsorge stand während Corona-Einschränkungen still

Das permanent "wechselnde Publikum" sei gerade in Pandemie-Zeiten auch eine besondere Herausforderung gewesen. In vielen Kirchengemeinden sei es schon schwer gewesen, während Corona Kontakt zu halten.

In der Gästeseelsorge habe es deshalb über Monate einen großen zwangsweisen Stillstand gegeben. "Die Nachfrage steigt aber seit einiger Zeit wieder deutlich", sagte Richter. Als Folge der Pandemie seien auch neue Formate entstanden, weil bisher Gewohntes nicht mehr machbar war: "Zum Beispiel der neue spirituelle Spaziergang am Mittwoch."

Bad Kissingen weist 1,5 Millionen Übernachtungen pro Jahr auf

In Bad Kissingen sind die Kur- und Klinikseelsorge auf der einen Seite und die Touristen- und Gästeseelsorge auf der anderen Seite noch einmal getrennt: "Auch wenn es natürlich keine starren Grenzen sind und es Überlappungen gibt."

Bei 1,5 Millionen Übernachtungen pro Jahr sei das Feld ein Großes - und auch die Bedürfnisse in beiden Bereichen etwas anders gelagert, erläutert der 35-jährige Diakon.

Nach Bad Kissingen wollte er nach seiner Zeit an der Dankes- und der Versöhnungskirche München, um "etwas Neues zu machen". Diese Herausforderung habe man als Gästeseelsorger fast jeden Tag.