"Das Niederbrüllen von Rednern bei Kundgebungen und persönlich beleidigende Parolen waren erschreckende Ausdrucksformen eines Mangels an politischer Kultur." Ausgrenzende und hasserfüllte Stimmen dürften "nicht das Leben in unserem Land vergiften", sagte Bedford-Strohm, der auch Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) ist, nach der Wahl. "Es bleibt abzuwarten, ob eine zerrissene Partei wie die AfD es schafft, sich konstruktiv in den parlamentarischen Arbeitsprozess auf Bundesebene einzubringen und eine Trennlinie zu den radikalen Rechtsaußen-Kräften in der Partei einzuziehen", sagte der Bischof.
EKD-Ratsvorsitzender zu Bundestagswahl 2017
Vor einem wachsenden Nationalismus warnte der Münchner Erzbischof Reinhard Marx. Die Menschen sollten sich "nicht von den neuen Versuchungen verführen lassen, die in Europa, auch in unserem Land, wieder beginnen: Unsere Nation zuerst! Wir zuerst!?", betonte der Kardinal und Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz. So habe jeder Krieg begonnen.
Für den Bamberger Erzbischof Ludwig Schick ist das Ergebnis der Bundestagswahl offenbar keine Überraschung: "Der Ausgang der Wahl zeigt die gesellschaftliche Wirklichkeit", sagte er dem Evangelischen Pressedienst (epd) am Montag. Die Gesellschaft habe sich differenziert, es gebe Brüche und eine Bewegung weg von der Mitte. Union und SPD hätten es in der Großen Koalition "nicht vermocht, die Politikfelder, die für den Zusammenhang der Gesellschaft entscheidend sind, so zu bearbeiten und voranzubringen, dass sie die Wähler überzeugen und an sich binden" konnten, sagte der katholische Erzbischof.
Im Freistaat war die AfD vor allem in Ostbayern erfolgreich: In den Landkreisen Niederbayerns und der Oberpfalz hatte die AfD überdurchschnittlich hohe Ergebnisse einfahren. So erzielte die rechtspopulistische Partei unter anderem in den Landkreisen Regensburg 14,4, Cham 18 und Schwandorf 17,3 Prozent der Wählerstimmen. In Ingolstadt, das auch zum Kirchenkreis Regensburg gehört, wurde die AfD sogar zweitstärkste Kraft nach der CSU. Bundesweit gesehen erhielt die rechtspopulistische AfD nach vorläufigem amtlichen Endergebnis 12,6 Prozent der Zweitstimmen und gewann drei Direktmandate.
Der Regensburger evangelische Regionalbischof Hans-Martin Weiss mahnte angesichts dieser Ergebnisse in seinem Kirchenkreis eine neuerliche Auseinandersetzung mit der deutschen NS-Vergangenheit an. Durch das Abschneiden der AfD bei der Bundestagswahl sei deutlich geworden, dass diese Form des Erinnerns auf dem Rückzug sei, sagte der Sprecher der bayerischen Regionalbischöfe am Montag im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). So pflege die AfD einen Politikstil, der sich "lustig macht über unsere Kultur der Vergangenheitsbewältigung".
"Ich verlange eine ganz konkrete und seriöse Wahrnehumg und Erinnerung an das, was von unserem Land ausgegangen ist und die klare Verpflichtung dazu, dass sich das nicht wiederholt", forderte Weiss. Alle Kräfte des Landes müssten dafür Verantwortung tragen und könnten sich nicht davor drücken, sich "mit der fürchterlichen NS-Zeit und ihren Folgen" zu beschäftigen. Dafür brauche es auch eine "klare seelsorgerliche und politische Sprache" in Kirchengemeinden und kirchlichen Gremien. CDU/CSU gingen mit 33 Prozent als Wahlsieger hervor, die SPD kam auf 20,5 die FDP auf 10,7 die Linke auf 9,2 und die Grünen auf 8,9 Prozent.