»... und so weiß ich nicht, was ich wählen soll...« (Paulus im Philipperbrief 1, 22) – das liegt nun hinter uns. Wenn Sie das lesen, werden Sie schon gewählt haben. Sie werden schon Wochen vorher Briefwahl gemacht haben, weil Sie eine der letzten Stammwählerinnen sind, eine bedrohte, wenn nicht aussterbende Spezies, für die es immer sonnenklar gewesen ist, wo die Kreuze zu machen sind. Oder Sie werden bereits heute morgen in Ihrem Wahllokal gewesen sein – jetzt ja gerne auch in der heimischen Kirche – und Sie werden nach erforderlichem Schwätzchen mit der Wahlhelferin im Kabuff verschwunden sein, und dann werden Sie mit einem entschlossenen »Was soll’s?!« doch wieder die von damals gewählt haben oder Sie haben noch kurz nach oben geseufzt und dann den attraktivsten Kandidaten angekreuzt ...

Koalitionsbildung mit biblischer Unterstützung

Wie auch immer, wir rühren mit dieser Prognose, die ja jetzt, da Sie sie lesen, auch ein Rückblick gewesen sein wird, genauso im Nebel, wie es die Wahlforscher der vergangenen Wochen, gefühlt Jahrzehnte, auch getan haben. Haben werden. Gehabt haben werden, oder so. So oder so, wir werden es erleben. Erlebt gehabt haben.

Der klamme Ausruf aus der Philippika ist Geschichte, die noch klammere Koalitionsbildung steht uns wohl bevor: »Wer nicht mit mir ist, der ist gegen mich« (Matthäus 12, 30), stellt die eine nüchtern fest, die andern sehen’s pragmatisch: »Wer nicht gegen uns ist, der ist für uns« (Markus 9, 40). So oder so, es bleibt spannend, auch wenn man das Gefühl hat, alles schon erlebt zu haben. Gehabt zu haben. Irgendwie. Eines wollen wir denen da oben dann doch noch zugerufen haben: »Gehorche der Stimme des Volks in allem, was sie dir zu sagen haben.« (1.Samuel 8, 7)