Viele Eltern mit Kindern an der evangelischen Wilhelm-Löhe-Schule in Nürnberg sind derzeit sauer. Mit der Dezemberausgabe der Schulzeitung "Löhe aktuell" haben sie erfahren, dass das Schulgeld in diesem und im nächsten Schuljahr zweimal erhöht wird. Von jetzt 95 Euro soll es erst auf 120 Euro und dann auf 150 Euro steigen. Der für Schulen im evangelischen Dekanat zuständige Dekan Dirk Wessel und Schulleiter Mark Meinhard müssen zur Zeit einige Briefe empörter Mütter und Väter beantworten.

Wessel sagte dem Evangelischen Pressedienst epd am Sonntag, die Erhöhung habe der Schulausschuss des Dekanats Nürnberg, dem er vorsitzt, beschlossen:

"Es bleibt uns nichts anderes übrig". Das 40 Jahre alte Schulhaus müsse saniert werden, es fehlten dringend Räume.

Deshalb habe man jetzt eine Bauvoranfrage für den Neubau der Grundschule gestellt. Nur wenn der entstehe, könne man im laufenden Betrieb auch die bestehende Schule renovieren.

Er sicherte den Eltern zu, dass der Schulbesuch der Kinder "bei niemandem an Geld scheitern wird". Auf Anfrage würden Ermäßigungen gewährt. Bereits jetzt seien zehn Prozent der rund 2.000 Schülerinnen und Schüler vom Schulgeld befreit. Man denke über einen Geschwisterrabatt nach. Zugleich gibt sich Wessel gelassen: Eine große Mehrheit der Eltern habe gegen die Schulgelderhöhung nicht protestiert.

Wessel erläuterte zu Jahresbeginn in einem gemeinsamen Schreiben mit Gesamtschulleiter Mark Meinhard noch einmal die Erhöhung. Der "Offene Ganztag" wachse, dafür fehlten Räume, das G9 werde wieder eingeführt, neue pädagogische Konzepte verlangten nach anderen Räumen. Der 40 Jahre alte Altbau müsse saniert werden. Zu einem "großen Puzzle" gehöre, dass man nun für die Grundschule einen Neubau plane.

Rücklagen hat die Schule laut Wessel gerade einmal in Höhe von 1,2 Millionen Euro.

Das liege daran, dass in der Vergangenheit die Löhe-Schule "immer vorne drangewesen ist", erklärt Schulleiter Meinhard. Er führt die Ganztagsbetreuung, die modernen Schulturnhallen, Musikinstrumente oder ein Elektronenrastermikroskop an, von denen Schüler und Eltern profitierten.

Mit einer zurückliegenden Anhebung der Gebühren im Jahr 2016 würden sie nun innerhalb von fünf Jahren eine Verdopplung des Schulgelds hinnehmen müssen, heißt es in Beschwerdebriefen von Eltern.

Trudi Götz, Mutter von zwei Kindern an der Löhe-Schule, ist der Auffassung, "die Erhöhung schließt viele Eltern aus".

Im Gespräch mit dem epd befürchtet sie, dass bei steigenden Kosten für Sanierungen und Neubau das Schulgeld weiter steigen werden und Familien ihre Kinder abmelden.

Dabei ist es gar nicht so einfach, überhaupt einen Platz in der Löhe-Schule zu bekommen. Jedes Jahr übersteigen die Anfragen die Aufnahmekapazitäten, bestätigt Dekan Wessel. "Mit den Absagen frustrieren wir viele Familien". Die Lage könne sich entspannen, wenn die Grundschule in einem Neubau vierzügig werden könnte, hofft er.

In Leserbriefen an die Regionalzeitung haben Eltern jetzt auch die evangelische Landeskirche kritisiert, sie würde zu wenig Geld in Bildung stecken.

Nach Angaben von Dekan Wessel kommen rund sechs Prozent des Haushalts der Schule in Höhe von 16 Millionen von der Landeskirche. Würde sie die Schule mehr unterstützen, müsse sie in anderen Bereichen Gelder wegnehmen, erklärt der Dekan.

Mark Meinhard, der mit der Löhe-Schule die bundesweit größte evangelische Gesamtschule leitet, blickt daher neidisch auf die Nürnberger katholische Maria-Ward-Schule. Dort entsteht gerade ein Neubau für 70 Millionen Euro. Das Erzbistum Bamberg investiert nach eigenen Angaben in den Neubau und Umbau aller Schulen bis 2022 120 Millionen Euro.

Eine solche Kirche habe man "nicht im Rücken", erklärte Meinhard in "Löhe aktuell". Dem epd sagte der Gesamtschulleiter: "Ich wünschte mir mehr Leuchtmittel von der Landeskirche für alle evangelischen Schulen, wenn wir tatsächlich Leuchttürme in der Bildungsarbeit sind".