Flora legt ihr Ei am liebsten in der Küche. Wie selbstverständlich benutzt sie die Katzenklappe und sucht zielstrebig den großen Blumentopf mit dem Zyperngras auf. Genauso schnell, wie sie hereingekommen ist, verlässt sie das Haus wieder.

Unterschiedliche Charaktere

Wenn Markus Stefanski von der Arbeit kommt, freuen sich auch seine Hühner. Rund 30 Tiere flattern, scharren und gackern im großen Freigehege vor seinem Haus im Nürnberger Norden. "Ich hätte nie gedacht, dass sie mich so faszinieren und sich zu einer solchen Leidenschaft entwickeln würden", gibt der 44-Jährige zu.

"Wie auch der Mensch haben sie unterschiedliche Wesen und Eigenschaften", erklärt er: So gebe es etwa zurückhaltende und mutige, dumme und schlaue, neugierige und vorwitzige Hühner.

Als Stefanski und seine Frau vor gut zehn Jahren das ehemalige Siedlerhäuschen im Nürnberger Stadtteil Ziegelstein übernahmen, war die Entscheidung für Hühner schnell getroffen.

"Ich würde jedem, der mit dem Gedanken spielt, mindestens drei empfehlen - Hühner sind Gemeinschaftstiere", sagt Stefanski,

der Interessierten nicht nur mit einer Homepage zur Seite steht, sondern nun auch ein Buch zum Thema Hühnerhaltung herausgegeben hat.

Der richtige Umgang

Dabei setzt er ganz besonders auf das Bauchgefühl im Umgang mit den Tieren; das sei nicht viel anders als mit Kindern, fügt er mit einem Augenzwinkern hinzu.

"Vieles muss man einfach ausprobieren", sagt er, "richtig oder falsch gibt es nicht immer." Wichtig sei: zu seiner Verantwortung zu stehen, was auch immer passiere.

 

"Es muss einem bewusst sein, dass Hühner auch mal krank werden, Zeit und Aufmerksamkeit brauchen oder es andere Schwierigkeiten gibt, etwa mit aggressiven Tieren. Solchen Tieren muss man hin und wieder zeigen, wer der Chef ist"

, stellt der Hühnerbesitzer klar.

Als er mit einem Beutel Mehlwürmern aus dem Haus kommt, entsteht Unruhe im Freigehege; jedes der Hühner will das erste am Zaun sein.

Flora mit dem operierten Mittelzeh kann sich glücklich schätzen über ihre Sonderbehandlung außerhalb des Geheges bis sie wieder richtig fit ist. Am liebsten frisst sie aus dem Katzennapf.

Das Huhn als Haustier

Man lernt beim Experten: Hühner sind Allesfresser, ernähren sich liebend gerne auch von Fröschen und Mäusen. Je älter sie werden, desto weniger Eier legen sie. Macht nix, findet Stefanski. Seine Tiere enden trotzdem nicht im Kochtopf.

"Für uns sind sie genauso Haustiere wie unsere beiden Katzen und die zwei Hunde"

, erklärt der Tierfreund, dessen älteste Hühner unterschiedlicher Rassen ihrem neunten Geburtstag entgegenblicken; nicht auszuschließen, dass sie auch die 10-Jahresgrenze überschreiten, fügt er hinzu.

Hühnerhaltung als Entspannung

Markus Stefanski ist mit Tieren aufgewachsen. Für ihn und seine Frau Ina ist das Federvieh ein Ausgleich zur Arbeit. "Hühner wirken beruhigend - irgendwie passt man sich an sie an", findet der Produktionslogistiker.

"Sie nehmen Stress raus." Erstaunlich auch: ihr vorbildliches Sozialverhalten und ihre Merkfähigkeit neben ihrem Einsatz im therapeutischen Bereich. "Hühner werden oft unterschätzt", findet Stefanski.

"Am Anfang wurden wir von einigen Freunden belächelt", erinnert er sich. Die Eier, oft in verschiedenen Farbschattierungen, seien aber beliebt unter Kollegen und im Bekanntenkreis.

Eigenes Rezeptbuch 

Er selbst sei allerdings kein Eier-Fan und mache sich auch nichts aus verzierten Eiern zu Ostern. Dennoch gibt es in seinem Buch auch Rezepte - Frittata oder Senf-Eier zum Beispiel.

Außerdem findet man dort Wissenswertes zu allen möglichen Geflügel-Themen von Vorbereitungen und Aufzucht über Nachbarschaftsstreit und Stallreinigung bis hin zu Milbenbefall und unterschiedlichem Futter.

Das umfangreiche und über Jahre angesammelte Wissen der Stefanskis ist gefragt.

"Es kommen derzeit vor allem Anfragen von Kindergärten und Schulen, die sich Brutmaschinen ausleihen wollen, um so die Entwicklung vom Ei zum Küken hautnah miterleben zu können", sagt Stefanski.

Dafür sei der Frühling die ideale Jahreszeit: "Die (Hühner-)Welt erwacht", erklärt er. "Gerade um die Osterzeit beginnen die Hennen oft zu glucken. Die Temperaturen sind angenehm, die Natur beginnt zu sprießen und sorgt so für Nahrung."

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