Der bayerische evangelische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm will sich in seinem letzten von zwölf Amtsjahren in ethischen Fragen auch weiter zu Wort melden. Kritik an seinen öffentlichen politischen Positionierungen aus dem evangelikalen Bereich, wie sie beispielsweise kürzlich der Vorsitzende des konservativen Arbeitskreis Bekennender Christen (ABC), Till Roth, geäußert hatte, nehme er an. "Ich diskutiere gerne und lerne gerne dazu", sagte Bedford-Strohm am Dienstag im Münchner Presseclub.

Bedford-Strohm: Kirche kann sich aus Politik nicht heraushalten

Er sei aber "leidenschaftlich" der Meinung, dass Kirchen sich aus der Politik nicht heraushalten könnten, und bezog sich dabei auf ein Zitat von Dietrich Bonhoeffer. Dieser hatte gesagt, in bestimmten Situationen könne Kirche nicht nur die Opfer unter dem Rad verbinden, sondern müsse dem Rad selbst in die Speichen greifen. Als Beispiel nannte Bedford-Strohm das Schweigen der russisch-orthodoxen Kirche zum Angriffskrieg gegen die Ukraine. Frage man deren Vertreter, warum sie zum russischen Angriff schweigen, verwiesen diese auf das humanitäre Engagement. Aber: "Menschen in Not zu helfen reicht nicht immer", sagte Bedford-Strohm.

Auch innerhalb der eigenen Kirche wolle er "noch sehr viel verändern und vorantreiben", sagte Bedford-Strohm weiter. "Ich bin noch nicht in Abschiedsstimmung, dazu ist dieses Jahr noch zu intensiv." So wolle er die nächsten Reformschritte in der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern (ELKB) "noch aufs Gleis bringen" und so auch die Verantwortung für etwaige Kritik daran übernehmen und nicht seinem Nachfolger oder seiner Nachfolgerin aufbürden, erläuterte Bedford-Strohm.

Kirche soll weiter Kraft und Trost geben

Konkret nannte er den Reformprozess "Profil und Konzentration (PuK)" sowie die MUT-Projekte der Landeskirche. Mit beiden reagiere die Kirche auf eine "völlig veränderte gesellschaftliche Situation". Es sei nicht mehr selbstverständlich, Mitglied in einer Kirche zu sein. Daran könne Kirche nichts ändern, sie sei aber auch nicht "kurz vor dem Aussterben":

"Wir wollen weiter Kraft geben, Trost geben, Hoffnung ausstrahlen."

Der evangelische Theologe sagte weiter, er plane "keinen einjährigen Abschied", die Zeit für Abschiedsworte komme noch früh genug im Herbst. Zugleich stehe auch danach für ihn alles andere als ein Ruhestand bevor, erläuterte er. Seit einigen Monaten ist der frühere Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) nämlich der Vorsitzende des Zentralausschusses des Ökumenischen Rats der Kirchen (ÖRK) - also der oberste Vertreter von 580 Millionen Christen aus evangelischen, anglikanischen und orthodoxen Kirchen weltweit. Der ÖRK ist ein Zusammenschluss von mehr als 350 Kirchen in mehr als 120 Ländern in aller Welt.

Am 27. März wählt die Landessynode - das Kirchenparlament der mehr als zwei Millionen Evangelischen in Bayern - einen neuen Landesbischof oder eine neue Landesbischöfin. Allerdings bleibt Bedford-Strohm noch viele Monate im Amt: Die Verabschiedung findet erst im Oktober dieses Jahres statt, die Einführung seines Nachfolgers oder seiner Nachfolgerin wenige Wochen später.

Heinrich Bedford-Strohm

Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern
Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern

Heinrich Bedford-Strohm ist seit 2011 Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern (ELKB) und war von 2014 bis 2021 Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).

Bedford-Strohm wurde 1960 in Memmingen geboren. Er studierte Theologie in Erlangen, Heidelberg und Berkeley (USA) und promovierte anschließend. Als Professor lehrte und lehrt er an verschiedenen Universitäten, u.a. in Gießen, Bamberg, New York (USA) und Stellenbosch (Südafrika). Sein Vikariat absolvierte er in einer Kirchengemeinde in Heddesheim, als Pfarrer war er in Coburg tätig.